Rezension

Wenn der Traum sich in einen Albtraum verwandelt

Herz auf Eis
von Isabelle Autissier

~~Inhalt
Louise und Ludovic nehmen sich eine Auszeit vom Alltag und sind mit einer Segelyacht unterwegs. Auf der Weltreise genießen sie ihre Freiheit, bis die beiden auf einer einsamen Insel durch ein schweres Unwetter ihr Schiff verlieren und dort um ihr Überleben kämpfen müssen.

Meine Meinung
Auf den ersten Blick hat die Geschichte etwas von Robinson Crusoe, der ebenfalls auf einer einsamen Insel strandet und später auf seinen Freund Dienstag trifft. Aber "Herz auf Eis" hat so rein gar nichts von dem Crusoe-Feeling, welches Daniel Defoe in der Karibik verortet hat. Hier geht es um den gnadenlosen Überlebenskampf zweier junger Menschen, die im stürmischen und kalten Südatlantik vor Kap Hoorn gestrandet sind.

Eindringlich wird die Situation von Isabelle Autissier beschrieben und sie weiß, wovon sie spricht, da sie als erste Frau im Rahmen eine Segelregatta alleine die Welt umrundet hat. Sie kennt die Gegend und welchen Mut es erfordert, so eine Reise zu wagen. Auch sie ist gekentert und hat nur knapp überlebt. 

Eins wird schnell klar. Auf der Suche nach Unabhängigkeit stellen Louise und Ludovic in ihrer neuen Umgebung schnell fest, dass sie abhängiger sind als je zuvor. Ob vom Wetter oder auch durch die Nahrungsbeschaffung auf der Insel, die durch die dort lebenden Pinguine beschränkt ist. Die harten Lebensbedingungen verändern auch die Beziehung der beiden, deren Kräfteverhältnisse sich im Verlauf der Handlung verschieben. Immer mehr wird das einstige Paar zu Einzelkämpfern.

Die Autorin führt nicht nur ihre Protagonisten, sondern auch den Leser an seine Grenzen. Teilweise hat das Lesen regelrecht weh getan. Nur selten hat eine Geschichte mich auch körperlich so berührt, wie es hier der Fall war.

Fazit
"Herz auf Eis" ist ein moderner Abenteuerroman, der seinen Leser keine Sekunde lang verschont. Er zieht ihn mitten ins Geschehen, lässt ihn kaum Luft holen und sehr nachdenklich zurück. Absolute Lese-Empfehlung für eines der eindringlichsten Bücher, die ich bisher gelesen habe.