Rezension

Wenn der Vorhang fällt...

Nachtblau der See - Gabriela Kasperski

Nachtblau der See
von Gabriela Kasperski

Eine Influencerin soll der Inszenierung einer Shakespeare-Komödie neuen Schwung verleihen. Sie besticht dabei weniger mit ihrem schauspielerischem Talent, als mehr mit ihrem Bekanntheitsgrad, was dem Regisseur aber durchaus recht ist. Als sie aber von der Bühne stürzt und sich das Genick bricht, kommt schnell die Frage auf, ob es wohl wirklich ein Unfall war, oder ob jemand ein wenig nachgeholfen hat. Werner Meier wird der Fall übertragen und er begibt sich bei seinen Recherchen in die Theaterwelt, ohne zu wissen, dass seine Lebensgefährtin Zita Schnyder aus einer anderen Motivation heraus ebenfalls der Lösung auf der Spur ist...

"Nachtblau der See" ist bereits der fünfte Fall für das sympathische und nicht immer harmonische Ermittler-Paar Meier und Schnyder. Ein vorheriger Fall hatte mir schon sehr gut gefallen, so dass ich sehr gespannt auf das neue Abenteuer der Beiden war. Die Autorin Gabriela Kasperski erzählt die Geschichte in einem bildreichen und nicht immer ganz einfachen Erzählstil, der schon meine ganze Konzentration einforderte, um der Handlung folgen zu können. Dieser Umstand war aber überhaupt nicht hinderlich, sondern machte das Buch für mich wertvoller. Sehr geschickt baut Gabriela Kasperski den Spannungsbogen mit dem vermeintlichen Unfalltod der Influencerin auf und hält ihn durch die spannenden Ermittlungen und die persönlichen Befindlichkeiten der beiden Hauptprotagonisten auf einem hohen Niveau. Das gut gehegte Geheimnis um die Täterschaft und Tathintergründe wird bis zum überzeugenden und fulminanten Finale aufrechtgehalten. Das Buch gibt dem Leser immer wieder die Gelegenheit eigene Überlegungen zur Lösung des Falls anzustellen, wahrscheinlich wird er dann aber wohl doch von der Auflösung überrascht sein. In ihrem Buch verarbeitet die Autorin auch noch das aktuelle Thema der "Me-Too-Debatte", was ihr aus meiner Sicht hervor-ragend gelingt. Ohne zu reißerisch zu wirken, bringt sie gerade die Besonder-heiten in der Theater- und Filmwelt diesbezüglich gut zur Sprache.

Insgesamt ist "Nachtblau der See" für mich ein sehr gut gelungener Kriminal-Roman mit viel Spannung und einem wohldosierten Lokalkolorit der Schweiz. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.