Rezension

Wenn der Wind erzählen könnte...

Das Fehlen des Flüsterns im Wind ... und andere phantastische Kurzgeschichten aus dem Halbdunkel - Miriam Schäfer

Das Fehlen des Flüsterns im Wind ... und andere phantastische Kurzgeschichten aus dem Halbdunkel
von Miriam Schäfer

Bewertet mit 5 Sternen

Im Halbdunkel gibt es eine Menge zu erzählen ...

Wichtel, Geister, Engel, sie alle haben ihre eigene Geschichte. Mal ist ein kleines Mädchen, das sich mit ihrem Wunsch an eine Wichtelfrau wendet, mal sind es Geister, die keinen Frieden finden und mal ist es ein Engel, der gebeten wird, einen Wunsch zu erfüllen. Aber es gibt auch die anderen Geschichten, in denen der Schauer vorherrscht. Ein altes Bild, das nicht das ist, das es zu sein scheint, ein Geist, der nichts Gutes im Schilde führt.

Miriam Schäfers Kurzgeschichten könnten nicht unterschiedlicher sein und sind doch im Phantastischen vereint. Ob es Elemente aus Feenmärchen oder aus Tausend-und-einer-Nacht sind, ob Science Fiction oder High Fantasy, ob Urban Legends oder Schauerliteratur, „Das Fehlen des Flüsterns im Wind und andere phantastische Kurzgeschichten aus dem Halbdunkel“ lässt nahezu kein Genre außen vor. Gut so, denn so kommt bei den 21 Kurzgeschichten jeder auf seine Kosten. Themen wie Freundschaft, Liebe, Angst, Tod, Neugier und Ehrgeiz finden alle ihren Platz und jede Geschichte hat immer auch ein bisschen was mit Hoffnung zu tun. Der Erzählton wechselt zwischen den Geschichten, ist allerdings immer der Handlung angemessen. Eine Wanderung durch den Schnee hat eher einen poetischen Ton, während eine zum Scheitern verurteilte Expedition eher mit einem deutlich düsteren, melancholischeren Ton versehen ist. Unabhängig vom Erzählton ist der Erzählstil allerdings bei jeder Geschichte fesselnd, egal ob bedächtig oder eher spannend.

Darüber hinaus haben alle Geschichten die typischen Merkmale der Kurzgeschichte, so märchenhaft und phantastisch sie auch sein mögen. Das heißt: unvermittelter Einstieg, komprimierter, verdichteter Inhalt und ein meistens offenes Ende. Das regt einerseits dazu an, die Geschichte selber weiterzuspinnen, allerdings muss man andererseits auch bereit sein, etwas eigene Phantasie ins Lesen zu investieren. Längenmäßig bewegen sich die Texte zwischen 2 und 20 Seiten, was jedoch nicht heißt, dass die kürzeren einfacher sind oder die längeren eindeutigerer. „Das Fehlen des Flüsterns im Wind“ lässt den Leser gedanklich in seine phantastischen Welten abtauchen und lässt ihn auch nach der Lektüre nicht sofort wieder in die Realität zurück. Und selbst nach mehrmaligem Lesen halten die Texte immer noch etwas Neues bereit.