Rezension

Wenn Dexter Morgan ein Hacker wäre...

Netwars - Der Code - M. Sean Coleman

Netwars - Der Code
von M. Sean Coleman

Bewertet mit 3 Sternen

~~Scott Mitchell führt ein Doppelleben. Unter seinem realen Namen arbeitet er bei einer britischen Organisation namens NCCU, welche sich dem Kampf gegen die Cyberkriminalität widmet. Die talentiertesten Hacker des Landes arbeiten dort und versuchen den kriminellen Kollegen immer einen Schritt voraus zu sein. Allen voran einer Gruppe des organisierten Verbrechens, die sich Black Flag nennt und die größte Gefahr im Netz darstellt. Doch neben Mitchell gibt es auch noch Strider. Strider lebt nach einem Code und jeder Mensch, der durch die Maschen des Gesetzes fällt und diesem Code widerspricht wird von ihm gnadenlos gejagt. Unauffällig und im Geheimen spioniert er seine Opfer aus und plant seinen Zugriff. Wenn das Opfer ihn schließlich bemerkt ist es zu spät und Strider hat einmal mehr ein Leben ausgelöscht.
 Als Strider jedoch einen Geschäftsmann umbringt, der in etwas viel Größeres verwickelt ist, verkompliziert sich Mitchells Leben ungemein und seine beiden Identitäten prallen aufeinander. Er kämpft um seine Existenz und muss seinen Code in Frage stellen, während ihm ein riesenhafter Gegner auf den Fersen ist.

“netwars: Der Code” ist ursprünglich ein sechsteiliger Fortsetzungsroman, der in diesem Band zusammengefasst wurde. Ein Cyberthriller um einen Mann, den man wohl gut mit Dexter Morgan vergleichen kann, wenn dieser ein Hacker gewesen wäre.

Scott Mitchell ist ein ehemaliger Krimineller, der vom NCCU wegen seinen enormen Fähigkeiten angeworben wurde. Niemand codiert so gut, so schnell und so perfekt wie er. Doch es wurmt ihn, dass nicht allen Tätern eine Tat nachgewiesen werden kann und so verfolgt er diese nach seinem Code auf eigene Faust.
 Obwohl Mitchell sich etwas von seinem Alter Ego Strider abgrenzt sind beide doch sehr vereinsamte Menschen, deren größte Hölle es nach eigener Aussage wäre, wenn man ihnen das Internet verwehren würde. Mitchell gilt zwar als genial und überaus talentiert, ist jedoch als freier Mitarbeiter mit fragwürdiger Vergangenheit nicht unbedingt gut angesehen unter seinen Kollegen. Er ist von sich selbst überzeugt, verbirgt sein wahres Gesicht hinter einer gleichgültigen Maske und scheint damit durchzukommen. Jedoch erschien mir Mitchell oft doch als sehr unsicher und seine als genial angepriesenen Hacks hatten doch immer irgendwo ihre Schwachstellen, mit denen man ihm auf die Schliche kommen konnte, so dass er erneut improvisieren musste.
 Generell bewegt sich der Leser in diesem Roman unter Hackern und Internetsüchtigen. Der richtige menschliche Kontakt ist kaum vorhanden und diese Problematik wird sogar des Öfteren thematisiert, wenn Hacker sich zum Beispiel gar nicht vorstellen können wie das Beisammensein mit einer Frau sein könnte.

Man merkt dem Buch an, dass es sich dabei um einen Sammelband von sechs Fortsetzungen handelt. Es werden oft Dinge nach einiger Zeit neu erklärt und man erhält als Leser Zusammenfassungen, wo man eigentlich keine bräuchte. Für einzeln erschienene Fortsetzungsbände ist dies auch gut so, in einem zusammengefassten Buch bemerkt man dies jedoch schon in einer leicht störenden Art.

Die Geschichte erzählt einen soliden Cyberthriller, der sich auch mit den Themen der Selbstjustiz und der Frage beschäftigt, wem man im digitalen Zeitalter eigentlich trauen kann und wie leicht man heutzutage angreifbar ist. Zudem kommen auch Themen wie Menschenhandel und Pädophilie ins Spiel. Die Spannung steigt im Laufe der Erlebnisse an und kann einen dann im späteren Verlauf auch fesseln. Zudem ist es erschreckend zu sehen wie unmenschlich und kalt einige Hacker mit ihren Opfern umspringen, wie emotional verarmt diese durch ihr virtuelles Leben geworden sind.

Für mich persönlich war netwars eine nette Leseerfahrung, die mich aber auch nicht grenzenlos begeistern konnte. Dafür waren die Thematik und die Charakterdarstellungen nicht wirklich meins. Für Fans von Cyberthrillern ist diese Sammlung aber definitiv einen weiteren Blick wert.