Rezension

Wenn die Büchse der Pandora sich öffnet

Helenas Geheimnis
von Lucinda Riley

Bewertet mit 4 Sternen

Nach 10 Jahren kehrt Helena Beaumont nach Zypern zurück. Dort hat sie von ihrem Patenonkel Angus das Anwesen "Pandora" geerbt und in diesem Sommer wird das Haus ihr Feriendomizil sein. Helena, ihr Sohn Alex und Töchterchen Immy reisen schon vor um alles vorzubereiten. Ihr Mann sowie der jüngste Sohn folgen wenige Tage später.

So schön und idyllisch es auf Pandora auch ist - als ihre Jugendliebe Alexis auf der Bildfläche erscheint wird Helena klar, dass dieser Sommer doch nicht so entspannt werden wird, wie sie sich erhofft hatte. Denn sie hütet seit 13 Jahren ein Geheimnis, das mit großer Wahrscheinlichkeit ihr aller Leben aus den Angeln heben wird.

"Helenas Geheimnis" ist das 1. Buch, das ich von der Autorin Lucinda Riley lese. Das Cover dieses Buches ist ein echter Eyecatcher, der Klappentext gefiel mir auch und da ich schon sehr viel positives über die Autorin gelesen habe, habe ich mich für dieses Buch entschieden.

Helena plant für ihre Familie einen idyllischen Urlaub auf ihrem Anwesen Pandora. Es scheint aber, als ob zur selben Zeit in allen befreundeten Familien irgend jemand eine Auszeit nötig hat und Helena kann schlecht "Nein" sagen; deswegen tummeln sich alsbald im zypriotischen Feriendomizil:

Helena und ihr Ehemann William. Die gemeinsamen Kinder Fred und Immy sowie Alex, Helenas Sohn, dessen Vater nicht William ist und Chloe, Williams Tochter aus erster Ehe, die ihren Vater seit Jahren nicht gesehen hat. Hinzu kommt Sadie, die unter Liebeskummer leidet und die beste Freundin von Helena ist sowie Sacha, der beste Freund von William mit seiner Frau Jules, dem gemeinsamen Sohn Rupert und der Adoptivtochter Viola. Ab und an schaut noch Helenas verwitwete Jugendliebe Alexis vorbei und seine beiden Söhne spielen auch eine Rolle. Diese geballte Ladung an Menschen verspricht turbulente Urlaubstage. Mit so vielen Personen war ich dann auch erst einmal etwas überfordert und brauchte ein paar Seiten, bis ich alle Charaktere auseinander halten konnte. Bei Alex und Alexis ist mir das jedoch nicht immer so ganz sauber gelungen und manches Mal musste ich wieder ein paar Sätze zurückgehen um zu schauen, um wen es da tatsächlich gerade ging.

Erzählt wird die Geschichte um "Helenas Geheimnis" von ihrem Sohn Alex. Dieser kehrt 2016 nach Pandora zurück und findet dort in seinem Zimmer das Tagebuch, in dem er die Geschehnisse des Urlaubes im Jahr 2006 festgehalten hatte. Fast das ganze Buch über, befindet sich der Leser im Jahr 2006. Alex erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und immer wieder zwischendurch streut er seine Original-Tagebucheinträge von damals ein. Alex ist hochbegabt und für seine 13 Jahre ziemlich altklug. Er ist für sich selbst, seine Familie und die ganzen Besucher ab und an anstrengend, was ihn aber auch zu etwas besonderem macht.

Hier ein Stück Tagebuchauszug von Alex. Seine Art und Weise die Dinge zu betrachten, wird sehr schön dargestellt:

"Er hat eine kleine Schwester, Viola, mit roten Haaren, Sommersprossen, Hasenzähnen und derart blasser Haut, dass sie wie ein kleines Gespenst mit dem Hintergrund verschmilzt. Mum hat mir mal erzählt, dass sie adoptiert ist. Ich an der Stelle der Chandlers hätte ja versucht, ein Kind zu finden, das zumindest halbwegs meinem Genmaterial entspricht, aber vielleicht war damals nichts anderes als Viola im Angebot."

Im richtigen Leben würde ich so ein Kind wahrscheinlich auch als sehr anstrengend empfinden, im Buch hat Alex mir öfter mal ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Der Leser wird Zeuge von schönen und unschönen Dialogen zwischen den einzelnen Protagonisten. Bei so vielen Personen ist immer etwas los - Liebeskummer, Eifersucht, Ehestreit und Kräftemessen zwischen den beiden halbwüchsigen Jungs sind an der Tagesordnung.

"Tja, so frage ich mich, was habe ich in diesen Ferien gelernt?
Dass es verschiedene Arten von Liebe gibt, und zwar in allen möglichen Formen und Farben.
Man kann sie verdienen, aber nicht bezahlen.
Man kann sie geschenkt bekommen, aber nicht kaufen.
Und wenn sie wirklich einmal da ist, dann bleibt sie auch.
Dieses Liebe-Dingens."

Als ihre Jugendliebe Alexis immer öfter auf Pandora auftaucht wird Helena die Brust immer enger, denn sie befürchtet, dass sie ihr Geheimnis nicht mehr lange wahren kann. Die Bombe platzt dann auch tatsächlich - aber ich war von der Auflösung sehr überrascht, denn damit hätte ich nicht gerechnet. In einigen kurzen Rückblenden ins Jahr 1992 erfährt der Leser dann auch, warum Helena ihr Geheimnis so lange gewahrt hat. 

In den ersten Kapiteln fand ich den Schreibstil etwas holperig. Das legte sich aber recht schnell. Einige Szenen fand ich sehr langatmig und meiner Meinung nach hätte die Geschichte auch mit 100 Seiten weniger nicht gelitten. Die Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet, im Vordergrund stehen aber eindeutig Helena mit ihrem Geheimnis und ihr Sohn Alex, der gerne wüsste, wer sein biologischer Erzeuger ist.

Das Buch macht mir auf jeden Fall Lust auf andere Bücher von Lucinda Riley. Nach Aussagen einiger Rezensenten ist "Helenas Geheimnis" nicht ihr bestes Buch und so wächst mein Wunsch die Reihe um die 7 Schwestern dann doch bald in Angriff zu nehmen.