Wenn die Farben zu Geräuschen werden
Bewertet mit 5 Sternen
Ein 15jähriges Mädchen erblindet, doch sie weigert sich deswegen hilflos zu werden. Ihre Welt verändert sich – wird unheimlich, größer, phantastischer und niemals düster. Sie steigt in die U-Bahn und entdeckt die gruselige und überwältigend märchenhafte Welt neu.
Jimmy Liaos Bilderbücher sind unvergesslich. Seine Geschichten sind still, melancholisch und durch und durch poetisch. Trotz ihrer düsteren Seiten wird jede Geschichte durch Hoffnung und Lebensmut erhellt. Einige Bilder erinnern an Wimmelbilder und laden dazu ein sie genau zu studieren, in sie einzutauchen und sich in ihnen zu verlieren. Weder die Bilder noch die Geschichte sind das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Man spürt bei jedem Umblättern den Wechsel der unheimlichen Wahrnehmung dessen, was die Ich-Erzählerin nicht mehr beeinflussen kann und ihrer farbigen – manchmal fast grellen, surrealistischen – phantastischen Wahrnehmung dessen, was ihre Augen nicht mehr sehen können. Dieser Kontrast gibt den wenigen Zeilen, die die Bilder begleiten völlig neue Bedeutungsnuancen und man verfängt sich in nachdenklichen Träumereien.
Mit „Der Klang der Farben“ liegt ein weiteres unvergessliches Meisterwerk von Jimmy Liao vor. Ein Buch, das ich immer wieder zur Hand nehmen werde, um mich in ihm zu verlieren.