Rezension

Wenn die Fassade bröckelt...

In weißer Stille - Inge Löhnig

In weißer Stille
von Inge Löhnig

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein pensionierter Kinderarzt wird tot aufgefunden. Erst sieht alles nach Raubmord aus, denn Dr. Heckeroth war ein angesehener Mann, kürzlich verwitwet, mit drei erwachsenen Kindern, von denen der Älteste seine Praxis übernommen hat. Doch dann findet Kommissar Dühnfort heraus, dass der alte Mann doch kein so makelloses Leben geführt hat, wie er vorgegeben hat, und dass auch das Verhältnis zu seinen drei Kindern nicht ungetrübt war…

Dies ist der zweite Fall für Kommissar Dühnfort. Auch Gina Angelucci und der geschniegelte Alois sind wieder mit von der Partie. Dühnfort und Gina lernt der Leser in diesem Band näher kennen, Alois bleibt der Außenseiter.

Inge Löhnig versteht es sehr gut, dem Leser ihre Figuren näher zu bringen. Abgesehen von Dühnfort, dessen Privatleben im Buch eine wichtige Rolle spielt, liegt der Schwerpunkt natürlich auf der Familie des ermordeten Arztes: Albert, der älteste Sohn, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, wie von ihm erwartet wurde, und der dasselbe nun auch von seinen Söhnen erwartet. Seine Frau Babs, die sich nicht sicher ist, warum Albert sie eigentlich geheiratet hat. Heckeroths Tochter Caroline, die nie viel Beachtung von ihrem Vater erfahren hat, und das schwarze Schaf der Familie, Bertram. Dieses Buch ist gleichzeitig Krimi und Familienroman, denn die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander werden sehr gut beschrieben und sind für jeden nachvollziehbar. Zusammen mit Dühnforts Privatleben kommt der Krimianteil des Buches beinahe ein bisschen zu kurz, aber da es nie langweilig oder langatmig wurde, hat mich das nicht gestört.

Ein bisschen vorhersehbar ist die Auflösung schon: von Anfang an ist klar, dass der erste Verdächtige nicht der Täter sein wird, dazu ist alles zu offensichtlich. Und dann kristallisiert sich sehr schnell heraus, wer der Täter sein muss, obwohl man noch nicht weiß, was sein Motiv ist und wie er den Mord begangen hat.

Abgesehen davon hat mir das Buch sehr gut gefallen, vor allem der Stil der Autorin. Ob sie die Arbeit der Polizei beschreibt oder das Leben der Familie des Opfers – alles ist interessant und ich musste immer weiterlesen. Das Ende kam viel zu schnell und mit einem Cliffhanger, der dazu geführt hat, dass ich schon in den nächsten Tagen den nächsten Band lesen werde.