Rezension

Wenn die Geister böse lächeln.... hätte mehr draus werden können.

Phantasmen - Kai Meyer

Phantasmen
von Kai Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

Der Geist neben der Fahrbahn war erst der Dritte seit dem Mittag. Wenn man aus einer Großstadt kommt, in der sie längst überall sind und zweitausend Kilometer durch England, Frankreich und Spanien gefahren ist, ist ihr Anblick nicht spektakulärer als der einer Notrufsäule.

Eines Tages tauchten sie überall auf - die Geister Verstorbener - wie aus dem Nichts. Und sie stehen einfach nur da - bewegungslos, leuchtend und ungefährlich. Dort, wo sie gestorben sind - Millionenfach, auf der ganzen Welt, und es werden stündlich mehr. 

Auch die Eltern von Rain und Emma, die bei einem Flugzeugabsturz in der spanischen Wüste ums Leben kamen, müssten jetzt wiederkehren. Und so fährt Rain mit ihrer autistischen Schwester zum Ort des Geschehens um Abschied zu nehmen. Dabei treffen sie auf den Norweger Tyler, dessen Freundin Flavie sich an Bord befand.

Die Berechnungen stimmen, die Geister kehren wieder - doch plötzlich beginnen sie zu lächeln und es ist ein böses Lächeln!

* * *

Nach "Asche und Phoenix" hatte ich mich schon sehr auf Kai Meyer´s neustes Werk gefreut. Das Thema und auch das Cover haben mich im Vorfeld schon total fasziniert. Umso enttäuschter war ich dann vom Inhalt. Klar versteht ein Autor wie Kai Meyer sein Handwerk und schreiben kann er, das beweist er auch mit "Phantasmen". Aber der Funke zündete nicht, zumindest bei mir nicht.

Habe ich zu Beginn noch interessante, sperrige und etwas andere Protagonisten gesehen (Trauma Afrika, Autismus etc.), verlor sich das in gefühlten Nullkommanichts zu relativ flachen und mehr oder weniger nichtssagenden Figuren. Ich kann nicht einmal wirklich sagen, ob sie mir sympathisch oder unsympathisch waren, dafür blieben sie mir viel zu fern. Es gibt ein - zwei tolle Nebencharaktere, die wirklich gelungen sind und zu denen ich während ihrem Kurzauftritt sofort einen größeren Bezug hatte, als zu Emma, Rain oder Tyler.

Und dann war da noch die Sache mit der Spannung. Obwohl wahrscheinlich (gefühlt) den meisten Lesern schon allein bei der Erwähnung von Trilogien die Augen nach hinten klappen, habe ich mir hiervon einen 3-Teiler gewünscht. Meiner Meinung nach, hätte diese vollgepackte Geschichte das gebraucht, um Tiefe und einen kontinuierlichen Spannungsbogen zu erhalten, denn den habe ich komplett vermisst. Es gab ein paar halbherzige und sehr kurze Abenteuer und damit war die Geschichte auch schon erzählt. Die Lösung - völlig unspektakulär und ja, fast schon nebensächlich.

Fazit: Zu viele Ideen für zu wenig Platz. Dadurch konnten sie sich nicht groß entfalten und hatten kaum die Chance richtig zu wirken.