Rezension

Wenn die Liebe trägt ...

Grün ist die Liebe - Marlies Ferber

Grün ist die Liebe
von Marlies Ferber

Bewertet mit 5 Sternen

„...Eine junge Liebe, sagt man, ist wie eine dünne Eisschicht. Bevor man sich zu zweit darauf wagt, tut man gut daran, etwas zu warten, bis die Eisdecke schön fest geworden ist und trägt...“

 

Elisabeth arbeitet in ihrer Freizeit als „Grüne Dame“ im Krankenhaus. Dort lernt sie Herrn Grün kennen. Der alte Herr besucht seine Frau, die ihn aber nicht mehr erkennt. In der Nacht vor ihrem 50. Hochzeitstag stirbt sie. Eine Woche später liegt Herr Grün selbst im Krankenhaus. Er hatte während der Trauerfeier einen Unfall.

Elisabeth nimmt sich Zeit für ihn. Dabei erfährt sie seine Lebensgeschichte. Es ist auch die Geschichte einer Liebe, die ein Leben lang gehalten hat, obwohl die Startbedingungen nicht optimal waren. Das Eingangszitat stammt von ihm. Plötzlich hinterfragt Elisabeth ihr eigenes Leben.

Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Gegenwartsgeschichte geschrieben. Dabei verknüpft sie gekonnt zwei Handlungsstränge. Zum einen sind es die Erzählungen von Herrn Grün, zum anderen ist es Elisabeths eigene Gegenwart.

Die Personen werden gut charakterisiert. Elisabeth ist 48 Jahre. Ihren Mann kennt sie seit der Schulzeit. Die beiden Kinder sind mittlerweile aus dem Haus und studieren. Elisabeth hat die Buchführung für ihren Mann übernommen. Wegen ihrer Kontaktfreudigkeit hat sie sich um die Stelle im Krankenhaus bemüht. Es zeigt sich, dass ihr die Aufgabe liegt. Sie bringt den Patienten Empathie entgegen und kann vor allem gut zuhören.

Robert lerne ich am Anfang als Autofahrer kennen. Sein Verhalten macht ihn nicht gerade sympathisch. Doch während der Geschichte muss ich nach und nach begreifen, dass ich mich da gründlich geirrt habe. Vor allem die Rückblenden zeigen ganz andere Seiten seiner Persönlichkeit. Dass er mit seinem Leben im Großen und Ganzen zufrieden ist und nicht viel Worte macht, kann ich ihm nicht vorwerfen. Allerdings hat seine Aufmerksamkeit gegenüber Elisabeth nachgelassen.

Tessa, Elisabeths beste Freundin, dagegen fühlt sich ausgebrannt. Ihre eigenen Unzufriedenheit überträgt sie auf Elisabeth. Am liebsten möchte sie ihr vorschreiben, wie sie ihr Leben zu ändern hat.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gut gefällt mir, dass die Aufgaben einer „Grünen Dame“ ausführlich beschrieben werden. Auch die heutigen Probleme des Gesundheitswesen werden gekonnt thematisiert, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Hier wurde behandelt, nicht gesund gepflegt. Vorbei die Zeit, wo die heilenden Kräfte der Natur eingeladen wurden, ihren Beitrag zur Gesundung zu leisten, unterstützt durch aufmerksame Pflege...Das Krankenhaus war ein Hocheffizienzbetrieb geworden...Nur gestorben wurde immer noch...“

 

Herrn Grüns Geschichte wird in Etappen erzählt. Dabei muss Elisabeth bald erkennen, dass auch diese Liebe Höhen und Tiefen hatte.

Eine besondere Facette erhält die Geschichte durch die beiden Schwiegermütter. Sie betreiben zusammen eine Pension und sorgen für humorvolle Abwechslung. Insbesondere eine Szene beim Einkaufen sticht dabei heraus:

 

„...Während Elisabeth bezahlte, ließ Martha sich nicht nehmen, ihrem Publikum in der Schlange hinter ihr noch zu erklären, wofür sie die Kondome brauchte: „Die Dinger sind Gold wert für den Wasserhahn zu Entkalkung.: Essig reingeben, über den Wasserhahn steifen..., drei Minuten warten, abrollen..“...“

 

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, das auch nach zwanzig Jahren Ehe dies und das zum Positiven geändert werden kann, wenn die Liebe noch trägt.