Rezension

Wenn die Vergangenheit die Gegenwart einholt...

Seelen im Eis - Yrsa Sigurdardóttir

Seelen im Eis
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 3 Sternen

Von der isländischen Autorin Yrsa Sigurdardóttir habe ich bisher noch kein Buch gelesen und so las ich völlig unvoreingenommen und ohne besondere Erwartungen, ich wollte einfach nur gut unterhalten werden und genau das wurde ich.

Die Autorin entspinnt zwei Handlungsstränge, einen in der Gegenwart und einen in der Vergangenheit. Beide Handlungsstränge nehmen nahezu gleich viel Raum ein und können als gleichbedeutend angesehen werden, wobei unser Akteur der Gegenwart in der Vergangenheit wühlt und recherchiert.

Das Buch beginnt mit dem Ende als Prolog, was ich sehr ungewöhnlich fand.

Wir begleiten in der Gegenwart Odinn und seine 11jährige Tochter Run, die erst seit dem Tod ihrer Mutter bei ihrem Vater lebt. Odinn, ehemaliger Wochenend-Papa, ist anfänglich mit der Situation überfordert sich um das Mädchen zu kümmern und krempelt sein komplettes Leben um, sogar den Job wechselt er. In der Behörde soll er zu dem Erziehungsheim Krokur recherchieren und ob dort alles mit rechten Dingen zuging und dabei trifft er auf ein Geheimnis, das plötzlich ihn selbst und seine Familie betrifft.

In der Vergangenheit dreht sich alles um das Mädchen Aldis, die im Erziehungsheim Krokur 1974 als Putzhilfe arbeitet und dort ein tristes Dasein führt. Doch dann kommt ein neuer Junge ins Heim, der ihre Welt aufregender werden lässt und plötzlich passieren die merkwürdigsten Dinge im Heim. Kann das gut gehen?

Die seitens der Autorin aufgebaute Spannung ist sehr subtil gestreut, alles passiert sehr gemächlich, weiß aber dennoch auf seine Art zu unterhalten. Die erste Hälfte des Buches tappte ich komplett im Dunkeln und ich wusste nicht so recht, wohin die geschilderte Handlung mich führen würde, doch ab der zweiten Hälfte überschlagen sich die Ereignisse, der Leser erfährt mehr und kann endlich Vermutungen anstellen.

Das Ende bot nur eine kleine Überraschung, war ab dem zweiten Drittel schon irgendwie vorhersehbar.

Nach dem Lesen des Buches war mir klar: die Autorin kann ohne Frage schreiben, denn ich habe mich beim Lesen nie gelangweilt und wollte immer wissen wie es weiter geht. Dennoch fehlte mir für einen echten Thriller ein wenig Action.

Fazit: Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, würde es aber eher als soliden Krimi und nicht als Thriller bezeichnen. Lesenswert!