Rezension

Wenn die Vergangenheit einen nicht loslässt

Und wenn die Welt verbrennt - Ulla Scheler

Und wenn die Welt verbrennt
von Ulla Scheler

Bewertet mit 5 Sternen

Die erfolgreiche Nachwuchsautorin Ulla Scheler hat nach ihrem hochgelobtem Erstling nun einen zweiten Roman mit dem Titel "Und wenn die Welt verbrennt" herausgebracht. Darin wird die Geschichte der beiden Einzelgänger Felix, einen talentierten Straßenmaler, und Alisa, einer Medizinstudentin, erzählt, die mit sich und dem Erwachsenwerden hadern.

Felix hat sein Abitur in der Tasche und in München mit ein BWL-Studium begonnen. Letzteres interessiert ihn nur am Rande, denn seine Leidenschaft gilt der Malerei. Auf Münchens Straßen fängt er täglich die Passanten und deren Charakter in Form von bunten Kreidebildern ein. Felix' besonderes Talent offenbart sich darin, dass er den fremden Menschen mit einem Blick in die Seele schauen kann. Dies ist auch bei Alisa der Fall. Die eigenbrötlerische Medizinstudentin lässt sich von ihm malen und erschrickt über Felix' unverstellten Blick in ihr Inneres. Erst nach einer gewissen Zeit begreift sie, dass Felix der Einzige zu sein scheint, der sie aus ihrer inneren Leere und von ihren Lebenszweifeln befreien kann. Im Laufe der Handlung erfährt man, dass es eine Geschichte aus der Vergangenheit ist, die ihr bis zum heutigen Tage zusetzt. 

Es ist dieses ungemein spannend und effektvoll Vabanquespiel aus Hoffnung und Beklommenheit, das den Leser ab der ersten Seite fesselt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Die zarte, aufkeimende Liebe zwischen den beiden verletzten Seelen und Alisas ständige Flashbacks aus der Kindheit und Jugend bei ihren Pflegeeltern prägen die Story. Hierbei bedient sich Scheler auch des passenden Mittels des Erzählerwechsels. D.h., mal wird die Geschichte aus Sicht von Felix und mal aus Sicht von Alisa erzählt. Auf diese Weise kommt der Leser den beiden Hauptcharakteren sehr nah und kann mit ihnen mitfühlen und mitleiden. Die Gebrochenheit von Felix und Alisa, die sich gegenseitig stützten, und Schelers authentischer wie poetisierender Sprachstil machen dieses Buch so lesenswert.

FAZIT
Ein Wechselbad der Gefühle, das sich auf 432 Seiten entfaltet und den Leser bis zum letzten Wort in seinen Bann zieht. Eine absolut empfehlenswerte Lektüre, nicht nur für Jugendliche.