Rezension

Wenn ein Schulbus vom Himmel fällt

Asphalthelden -

Asphalthelden
von Jason Reynolds

Bewertet mit 5 Sternen

Unter den „Asphalthelden“ hatte ich im Vorfeld eine witzige aber wenig komplexe Sammlung von Geschichten den Nachhause-Weg verschiedener, voneinander unabhängiger Kinder betreffend vorgestellt. Bekommen habe ich etwas ganz anderes, etwas außergewöhnliches, etwas emotionales, etwas sehr tiefgehendes. Das kleine, feine Büchlein hat mich beeindruckt und ich bin unglaublich froh, dass ich dieses Leseerlebnis nicht missen muss.

 

Die Geschichten befassen sich alle mehr oder weniger mit unterschiedlichen Kindern, zumindest die Hauptperson ist immer eine andere. Aber die Protagonisten der einen sind teils die Nebenfiguren einer anderen Erzählung, denn die Kinder sind keineswegs wie von mir angenommen alles Unbekannte, sondern sie gegen auf die selbe Schule. Zwischen den kleinen Storys findet man im Verlauf des Buches zunehmend mehr Parallelen und ich habe es geliebt, wenn eine Begebenheit aus Geschichte A plötzlich in Geschichte B wieder auftaucht und vielleicht sogar noch näher erklärt wird. Es gibt gemeinsame Motive, die in überall wieder auftauchen und ich habe mich ein wenig wie ein Detektiv gefühlt, wenn ich wieder eine Verbindung entdeckt habe.

 

Was mich ebenfalls überrascht hat, war, dass es sich nicht um banale, für die Zielgruppe extra auf witzig gemachte Geschichten handelt, sondern dass ausnahmslos in jeder Erzählung ein ernster Kern steckt, der sich im Laufe derer offenbart. Dass so wichtige, tiefgehende und emotionale Themen angesprochen werden, hätte ich nie vermutet und fand es perfekt. Das Buch wurde dadurch zu so viel mehr als einer bloßen Sammlung von Storys, es hat eine Botschaft transportiert.

Es zeigte, dass hinter jedem Menschen eine Geschichte steckt, die man vielleicht auf dem ersten Blick gar nicht sieht, dass man vielen ihr Schicksal oder ihre Probleme oder ihre Unsicherheiten und Ängste nicht ansieht. Dass man tiefer graben muss, um einen Menschen wirklich so zur Gänze zu erfassen, wie er ist. Und dass all das ausgerechnet in einem Buch mit Geschichten über Nachhause-Wege verpackt wurde, damit hätte ich weiß Gott niemals gerechnet.

 

Bis auf eine Ausnahme haben mir die zehn Geschichten mindestens sehr gut, wenn nicht überragend gut gefallen. Ich habe einen persönlichen Favoriten, bei dem ich am Ende ganz schön schlucken musste vor Rührung, was man bei dem Titel „Call of Duty“ vermutlich anfangs gar nicht vermuten würde. Aber genau das liebe ich an dem Buch, jede Geschichte ist so, so viel mehr, als man eigentlich denkt.

 

Der Schreibstil passt zum Inhalt, er ist ungewöhnlich, aber mir persönlich hat er sehr gefallen. Jede Geschichte hat eine Besonderheit im Stil, entweder irgendwelche Listen und Aufzählungen, ein bestimmter Umgangston, eine Art und Weise, wie sie strukturiert ist, die sie von den anderen unterscheidet und einzigartig macht.

 

Mein Fazit:

Für mich war das Buch ein klarer Fall von „hält viel mehr, als es verspricht“. Ich bin mit konkreten, wenn auch geringen Erwartungen rangegangen und wurde enorm überrascht davon, ein kleines Highlight präsentiert zu bekommen.

Hier kommen sowohl die Zielgruppe als auch die Großen auf ihre Kosten, das kann ich versprechen.