Rezension

Wenn eine Familie zerbricht

Schwimmen in der Nacht - Jessica Keener

Schwimmen in der Nacht
von Jessica Keener

Bewertet mit 4 Sternen

Sarah Kunitz erzählt in einer Rückschau über ihr Leben in den 70er Jahren, als sie 15 Jahre alt war. Sie lebt mit ihrer jüdischen Familie in der Vorstadt von Boston und sie führen nach Außen das perfekte Leben. Aber nach Innen ist die Familie zerrüttet und hat Probleme. Als dann die Mutter bei einem Autounfall stirbt droht die Familie daran zu zerbrechen.

Die Geschichte wird von Sarah als Rückblick erzählt. Dabei werden immer kurze Sequenzen aus dem Leben geschildert. Diese sind zwar chronologisch geordnet, allerdings sind die Zeitsprünge unterschiedlich lang, sodass man als Leser nicht immer gleich weiß, wann dieser Ausschnitt jetzt stattfindet. Sarah ist 15, also mitten in der Pubertät und man verfolgt ihre Entwicklung und ihr Verhältnis zur Familie. Ihre Gefühle, Träume und ihre Welt werden hier sehr anschaulich geschildert. Die anderen Familienmitglieder werden natürlich auch nur aus der Sicht von Sarah charakterisiert und man weiß natürlich nicht, ob ihre Einschätzung der Wahrheit entspricht. Aber es ist natürlich ihre Wahrheit.

Die Entwicklung von Sarah im Laufe der Geschichte hat mir persönlich allerdings nicht gefallen. Ich hatte es mir, durch den tragischen Unfall der Mutter eigentlich anders vorgestellt. So wurde Sarah mir danach sehr unsympathisch und ich hatte keinen trauerden Teenager vor Augen, sondern ein sehr egoistisches Mädchen. Aber die Entwicklung war durchaus nachvollziehbar und alle ihre Handlungen passten ins Bild.

Sprachlich hat mich der Roman sehr überzeugt. Es sind ein paar sehr schöne Bilder darin enthalten und die Autorin beschreibt die Familie sehr anschaulich und einfühlsam. Man merkt auch sprachlich die Veränderung die Sarah durchmacht, auch wenn mir ihre Entwicklung nicht gefallen hat. Hier ist alles sehr stimmig und auch die Auswahl der Sequenzen, die erzählt werden, ist gut durchdacht.

Insgesamt ein sprachlich sehr überzeugender Roman, bei der mir die Entwicklung der Protagonistin nicht gefallen hat. Ich kann ihn jedem empfehlen, der sprachlich dichte Romane mag und die Entwicklung einer Familie nach einem Unglück verfolgen möchte.