Rezension

Wenn einem Bücher verboten werden...

Balzac und die kleine chinesische Schneiderin - Dai Sijie

Balzac und die kleine chinesische Schneiderin
von Dai Sijie

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was tun, wenn einem Bücher verboten werden? Wenn man „zu schlau“ für die Regierung, das eigene Land ist? Diese Fragen beantwortet Dai Sijie in „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“. Es geht um die Umerziehung, die in den 70gern in China stattfand. Mao ist nun Oberhaupt Chinas und versucht das ganze System umzuwerfen, den Kommunismus einzuführen.

Karl Marx spricht von der „Diktatur des Proletariats“. Folglich muss das Bildungsbürgertum, bzw die Bourgeoisie ausgeschaltet werden.

Die Handlung dreht sich hauptsächlich um den Ich-Erzähler (,dessen Name in der gesamten Lektüre nicht einmal erwähnt wird) und seinen guten Freund Luo. Beide sind Söhne von Ärzten, die mit der Anschuldigung Verrat begangen zu haben im Gefängnis sitzen. Der Erzähler und Luo wurden nun in die Berge Chinas zur Umerziehung geschickt. Hier leben sie in einfachsten Verhältnissen und müssen, wie die Bauern harte Arbeit leisten. Sie haben einen gemeinsamen Freund, den Brillenschang, der ebenfalls zur Umerziehung in den Bergen ist. Er lebt in einem anderen kleinen Dorf nebenan. Seine Eltern gehören ebenfalls zum Bildungsbürgertum. Der Vater ist Schriftsteller, die Mutter Dichterin. Eines Tages finden die zwei Jungs einen dreifach verschlossenen Koffer in Brillenschangs Zimmer. Sie möchten wissen, was er darin versteckt, doch er gibt sein Geheimnis nicht preis. Luo und der Erzähler stellen die Theorie auf, dass der Brillenschang in dem Koffer westliche Bücher versteckt, die seit der Umerziehung verboten wurden. Der Koffer und die Bücher haben die Neugierde der Jungs geweckt. Sie möchten unbedingt die Bücher im Koffer lesen. Anfangs verleugnet der Brillenschang die Existenz der Bücher, doch dann bietet sich eine gute Gelegenheit für Luo und den Erzähler. Sie helfen dem Brillenschang, der mit seiner Kurzsichtigkeit hinsichtlich der Arbeit in den Bergen etwas eingeschränkt ist. Im Gegenzug bekommen sie ein Buch vom Brillenschang geliehen. Es handelt sich um ein Buch von Balzac, daher auch der Titel „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“.

Die kleine chinesische Schneiderin ist das hübscheste Mädchen auf dem Berg. Unser Erzähler und sein Freund freunden sich mit ihr an. Sie erzählen ihr Geschichten und möchten sie bilden. Als sie eines Tages von Balzac erfährt, ist sie total begeistert von ihm und möchte unbedingt mehr von ihm hören. Auch Luo (, der sich in die kleine Schneiderin verliebt hat und der sogar mit ihr geschlafen hat) und der Erzähler möchten mehr Bücher vom Brillenschang. Dieser verweigert sie ihnen doch, was die Jungs schließlich dazu treibt, den Koffer zu stehlen. Damit beginnen Stunden des Lesens und des Versteckens der Bücher. Momente, in den sie fast erwischt werden und andere Probleme treten auf....

 

Super interessantes Buch, besonders, wenn man etwas über China erfahren möchte. Es ist toll erzählt und das Leben auf dem Land ist echt gut dargestellt. Auch die Konflikte, die sich mit der Umerziehung gebildet haben, sind gut nachvollziehbar. Der Drang, ein Buch zu lesen, sich zu bilden und etwas über die westliche Welt zu erfahren ist verständlich geschildert, denn WIR kenne diese Situationen nicht, in denen uns Millionen von Büchern verboten werden. Daher ist die Geschichte echt spannend.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Äußere des Buchs: Es ist komisch aufgebaut, der Unterschied zwischen Kapieln und verschiedenen „Teilen“ des Buchs wird nicht klar. Außerdem findet man zwischen jedem Paragraph das chinesische Zeichen für Frau (女), was etwas verwirrend ist, aber scheinbar von den Deutschen zur Verzierung eingesetzt wurde. Dies sollte aber niemanden vom Lesen abhalten. Der Inhalt ist immer noch große Klasse!!!