Rezension

Wenn Eliten für Gerechtigkeit sorgen wollen

Equilon -

Equilon
von Sarah Raich

Bewertet mit 4 Sternen

Der Algorithmus EQUILON soll die von Klimawandel und Überbevölkerung gezeichnete Erde wieder bewohnbar machen. Dafür wählt er aus der gesamten Bevölkerung die 1 Milliarde aus, die ihn dabei am besten unterstützen kann. Für das Ranking wird ein Score berechnet. Jenna hat den erforderlichen Score geknackt, wird aus Old B. in Europa abgeholt und nach New Valley, Jenas Traumziel gebracht. Dafür hat sie ihr ganzes Leben gearbeitet, sich maximal ins Zeug gelegt. Dorian ist da ganz anders. Er ist geneigt aufzugeben bis er die kleine Maggie und ihre Mutter Hannah trifft.

Sarah Raich konstruiert einen gut durchdachten Jugendthriller, der die aktuell wichtigen Themen Klimakrise, Künstliche Intelligenz sowie die sich vergrößernde Schere zwischen arm und reich in die Zukunft fortschreibt. Die MegaGoods haben mit Hilfe des Algorithmus ein Leben für alle designed, das von maximaler Kontrolle und Armut für die meisten gekennzeichnet wird. Gerade als die schöne Welt der 1 Milliarde zu bröckeln beginnt, kommt Jenna in New Valley an. 

Beide, Jenna und Dorian, sind keine wirklichen Helden. Sie lassen sich leicht beeinflussen und haben einen leichten Hang zum Jammern. Während sich Dorian zu Beginn des Thrillers auf dem Tiefpunkt seines Selbstbewusstseins befindet und dann langsam über sich hinauswächst, scheint es lange bei Jenna genau andersherum zu sein. Deshalb waren mir beide Hauptfiguren gar nicht so richtig sympathisch. Viel lieber mochte ich die kleine Maggie, die ihre Armut und Angst stoisch erträgt und im richtigen Moment immer wieder den notwendigen Mut aufbringt. Besonders sympathisch ist mir ihre mehrfach vorgetragene Forderung nach Essen und ihre Zufriedenheit, wenn sie ihren Hunger mit einem Nahrungsblock stillen kann.

Gefallen hat mir mir die sprachliche Gestaltung. Sarah Raich hat das schöne New Valley vor meinem inneren Auge entstehen lassen, mit all der Technik und auch den unschönen Dingen darin. Auch von den ebenfalls designten Menschen, also von den Styles, den Frisuren und dem Make-up hatte ich eine gute Vorstellung sowie vom Umgang der Valley-Bewohner miteinander. Darüber hinaus mochte ich die Geschwindigkeit, die durch den Spannungsbogen beim Lesen entstanden ist. Am besten hat mir der wechselnde Blick der beiden Hauptfiguren auf dieselben Situationen gefallen. Diese Staffelstabübergabe an besonders spannenden Stellen war einfach genial.

Etwas kritisch sehe ich die Vorhersehbarkeit so mancher Szenerie und die gehäufte Lebensgefahr in Verbindung mit Wasser. Dem Lesevergnügen tut dies insgesamt aber keinen Abbruch, weshalb ich den Jugendthriller gern empfehle.