Rezension

Wenn Engel die Bösen sind

Angelfall - Nacht ohne Morgen - Susan Ee

Angelfall - Nacht ohne Morgen
von Susan Ee

In Engel verliebt man sich nicht. Sie sind grausam. Sie sind böse. Sie haben die Welt in Schutt und Asche gelegt. Der einzige Grund, aus dem Penryn dem Engel mit den schneeweißen Flügen das Leben rettet ist der, dass sie ihre kleine Schwester Paige retten muss. Nur mit Raffe kommt sie in den Horst, wo man sie hingebracht hat. Zumindest redet sie sich das ein.
 

"[G]anz bestimmt werde ich nicht für einen Engel sterben, ganz egal, was für durchgeknallte Dinge er getan hat, die mir zufällig das Leben gerettet haben."
(Seite 118)

Angelfall ist ein Buch, dem ich etwas zwiegespalten gegenüberstehe. Ich mag Engelgeschichten sehr gerne und eine Story, in der die Engel die Bösen sind, ist ungemein reizvoll. Gerade deshalb habe ich vielleicht etwas anderes erwartet als ich schlussendlich gelesen habe.

Penryn ist eine junge Frau, die seit dem Einfall der Engel auf die Erde mit ihrer psychisch kranken Mutter und siebenjährigen Schwester Paige, die im Rollstuhl sitzt, auf der Flucht ist. Sie leben von der Hand in den Mund, suchen einen sicheren Unterschlupf, in dem sie eine Woche verweilen können, bevor sie weiter ziehen und verstecken sich vor den Straßengangs und den Engel. Als sie eines Nachts weiterziehen wollen, stoßen sie auf sechs Engel, die miteinander kämpfen. Fünf gegen einen. Der mit den schneeweißen Flügen wehrt sich, doch er kann nicht verhindern, dass die anderen ihm die Flügel abschneiden. Durch einen dummen Zufall werden die Engel auf Penryn aufmerksam und weil sie sich nicht anders zu helfen weiß, wirft sie dem verletzten Engel ihr Schwert zu, um die anderen von sich abzulenken. Nie hätte Penryn gedacht, einmal auf einen Engel angewiesen zu sein, doch nur mit ihm kommt sie in den Engelshorst. 

Raffe, der Engel mit den schneeweißen Flügel, ist die tpische düstere, verschlossene, geheimnisvoller, aber eigentlich doch ganz nette übernatürliche Kreatur. Er sagt nicht viel, seine Motive sind undurchsichtig und obwohl er immer wieder beteuert, er würde Penryn nicht mögen, zeigt er doch, dass es anders ist. Und das ist der Punkt, der mich an Angelfall ein bisschen stört. Ich habe mit einer düsteren, blutigen, dystopischen Geschichte gerechnet. Atmosphärisch gesehen ist sie das auch und Penryn hat es nicht leicht. Aber sie hat einen Engel auf ihrer Seite und dass die beiden sich über kurz oder lang ineinander verlieben, wusste man spätestens, als Penryn zum zweiten oder dritten Mal erwähnt hat, wie toll Raffe aussieht. Es ist keine kitschige Liebesgeschichte, aber es ist auch nur der Auftakt einer Reihe und in den Folgebänden kann sich da noch viel entwickeln. Ich hatte gehofft, etwas mehr über die Engel zu erfahren und dass sie etwas böser dargestellt werden. Abgesehen davon hat mir Angelfall wirklich gut gefallen. Die Welt ist anschaulich dargestellt, Penryn ist endlich ein einmal nicht so furchtbar naiver Charakter und auch die wahnsinnige Mutter sorgt für Unvorhergesehenes. Die "Dämonen" wie Penryn sie nennt, werden noch nicht so ausfürhlich erklärt, es gibt lediglich erste, schaurige Ansätze und ich bin neugierig, was wir im zweiten Band dazu erfahren werden.

Ein fantastischer Auftakt mit kleineren Schwächen.
 

(c) Books and Biscuit