Rezension

Wenn Erlebtes zu Worten wird und Worte gelebt werden

Café Leben -

Café Leben
von Jo Leevers

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch, das so unscheinbar daherkommt und einen umso mehr überrascht. Tiefgründig, herzerwärmend, hoffnungsvoll - ein Juwel!

Ich habe soeben „Café Leben“ von Jo Leevers beendet. Dieses Buch macht mich im positiven Sinne ein wenig sprachlos. Zum einen wegen seines wunderbaren Inhalts, zum anderen, weil ich das so einfach nicht erwartet habe.

Zur Handlung: Henrietta, 32 Jahre jung, stellt sich einer neuen beruflichen Aufgabe, und zwar soll sie in der Cafeteria einer onkologischen Ambulanz die Lebensgeschichten der unheilbar Erkrankten niederschreiben und somit für die Hinterbliebenen festhalten. Sieben Gesprächstermine sind dafür jeweils vorgesehen. So auch mit Annie, 66 Jahre alt, Diagnose Krebs im Endstadium.

Was wie ein offenes Interview beginnt, entwickelt sich zu einer Freundschaft zwischen zwei Frauen. Beide sehr einfühlsam und zugleich eigen. Beide aufgeschlossen und doch mauernd. Beide lebensbejahend und doch trauernd.

Es geht unter anderem um Schuldgefühle, aber auch Vergebung. Die Geschichte ist sozusagen eine Vergangenheitsbewältigung für Henrietta ebenso wie für Annie. Dass hierbei auch ein spannender Kriminalfall aufgedeckt wird, merke ich erst spät. Doch wie Annie uns so schön darauf aufmerksam macht, ist das hier auch „kein Detektivspiel“.

Was das Buch aber durchaus ist: eine Ode an das geschriebene Wort und an Bücher im Allgemeinen. Denn „ein Buch ist halt etwas, was bleibt“.

Ich gebe zu: Im ersten Moment hat mich das Buch weniger angesprochen. Wollte ich mich doch nicht mit den Themen Krankheit, Tod und Sterben befassen, es klang so traurig und bedrückend. Inzwischen glaube ich, dass Bücher ein hilfreicher Zugang zu diesen Themen sein können, weil wir uns in einem geschützten Rahmen mit dieser schweren Thematik auseinandersetzen können. Früher oder später wird ein jeder einmal mit dem Lebensende konfrontiert werden. Wir alle müssen einmal Abschied nehmen. Ein Prozess, der in diesem Roman behutsam vollzogen wird.

Eine klare Leseempfehlung gibt es von meiner Seite für ein Buch, das am Ende wohltut und Hoffnung schenkt. Denn wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt Henriettas Hund Dave daher,… der gewiss nicht nur mein Herz im Sturm erobert hat.