Rezension

Wenn es doch so einfach wäre… Oder: Witzig geschrieben, aber inhaltlich Schmafu!

Make it happen - Jordanna Levin

Make it happen
von Jordanna Levin

Bewertet mit 1 Sternen

Wie sehr war ich auf diesen Ratgeber gespannt gewesen! Hieß es doch, man würde erfahren, wie man endlich all das manifestieren könnte, was man sich schon immer gewünscht hat – egal ob finanzieller Reichtum, Traumpartner, Traumjob oder gar gesundheitliche Stabilität: "das Universum steht hinter uns!"

Zunächst möchte ich festhalten, dass ich nicht esoterisch angehaucht bin, allerdings durchaus nachvollziehen kann, dass manche Menschen gewissen Ritualen etwas Positives abgewinnen und daraus Kraft ziehen können. Nach dem Motto: 'Alles was hilft', freue ich mich für sie und es liegt mir fern, negativ darüber zu urteilen, nur weil ich selbst Räucherstäbchen & Co. maximal mit Entspannung und Wellness-Feeling verbinde. Weiterhin habe ich mich für das Buch einzig und allein aus dem Grund interessiert, dass ich mehr über positives Denken erfahren wollte. Meinen Traummann habe ich bereits gefunden und auch ansonsten führe ich ein glückliches Leben (– sollte allerdings irgendwo im Universum noch eine Million Euro herumschwirren, die sich einen Besitzer wünscht, stelle ich mich gerne zur Verfügung). Kurzum: Meine negative Bewertung basiert nicht darauf, dass ich den Ratgeber als glücksbringende Erleuchtung eingestuft hätte und nun bitter enttäuscht wäre vom ausbleibenden Reichtum.

Ursprünglich war ich geneigt gewesen, dem Buch 3 Sterne zu geben: für das wunderschöne (wenn auch leider trügerische) Cover und das tolle Innenlayout, den witzigen Schreibstil (voller persönlicher Anekdoten) und die Vielzahl an Übungsvorschlägen. Nach genauerer Betrachtung erschien mir diese Wertung - abgesehen vom Cover, das ich noch immer sehr ansprechend gestaltet finde - einfach nicht fair. Der humorvolle, persönliche Schreibstil, der sich durch eine direkte Anrede, eine umgangssprachliche Wortwahl und allerlei Hashtags auszeichnet, kann leider nicht über das oftmals anstrengende Schubladen-Denken der Autorin und die Widersprüchlichkeiten im Hinblick auf den Inhalt des Werkes hinwegtäuschen. 

Einerseits soll man sich nicht hinter Esoterik verstecken bzw. sich nicht darauf verlassen, andererseits wird später der Gebrauch (und somit die Anschaffung) diverser Artikel – ätherischer Öle, Kristalle etc. – empfohlen. Einerseits heißt es, mit schönen Wunsch-Gedanken allein wäre es nicht getan, andererseits ist das ganze Werk nichts weiter als das: Gedankenspielerei, zu der man sich, bitteschön 'ein besonderes Notizbuch und einen schönen Stift' kaufen soll, um sich alles zu notieren. Das Resultat bleibt gleich: um etwas zu erreichen, muss man aktiv werden und selbst HANDELN.

Yin und Yang, Tierkreiszeichen, Mondzyklus, Jahreszeiten, Menstruationszyklus, Baderituale, Tarot, Yoga, Atemübungen…hier wird alles wild durcheinandergewürfelt. Letztlich sind die Tipps nichts Neues. – Du möchtest endlich einen Job, der Dich glücklich macht? Schreib auf, wie Du Dir Deinen Traumjob vorstellst, recherchiere und schreib dann eine Bewerbung. Wahnsinn, darauf wäre ich nie gekommen! Ein anderes erheiterndes Beispiel: Wünsche Dir, pardon, ich meine natürlich 'manifestiere', einen freien Parkplatz direkt vor Deiner Haustür – aber wenn Du dann trotzdem eine halbe Stunde vergeblich suchend nach einem Parkplatz durch die Gegend kurvst, "dann ist das einfach so"; also red' Dir einfach ein, dass Du beim nächstem Mal bestimmt mehr Glück haben wirst. 

Man könnte den Ratgeber auch mit wenigen Punkten zusammenfassen: 

Respektiere und achte Dich selbst; meide Menschen, die Dich unglücklich machen.
Übernehme Verantwortung für Dein Handeln.
Wenn Du mit etwas unzufrieden bzw. unglücklich bist (Job, Beziehung, etc.): erkenne die Gründe und ändere etwas daran – in anderen Worten: bekomm' den Hintern hoch und werde aktiv.

Alles nichts Neues. Natürlich freue ich mich für jede/n Leser/in, der/die es schafft, aus diesem Buch einen Extra-Schub an Motivation zu gewinnen. Ich hoffte diesbezüglich leider vergebens.

Fazit: Viel wirrer, wenn auch lustig ausgeschmückter Nonsens, der den Verdacht nahelegt, die Autorin wolle die Unsicherheit mancher Leser zu diesem Thema für sich selbst gewinnbringend ausnutzen.