Rezension

Wenn Gegenwart und Vergangenheit sich gleichzeitig ändern

Schwestern bleiben wir immer - Barbara Kunrath

Schwestern bleiben wir immer
von Barbara Kunrath

Bewertet mit 4 Sternen

Alexa und Katja sind Schwestern, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, sowohl äußerlich als auch in ihren Lebensweisen. Das empfinden sie beide selbst auch so und es war schon immer so. Jetzt sind sie Mitte Vierzig und haben nur noch sich, denn ihre Mutter ist vor kurzem gestorben und der Vater ist verschwunden, als beide noch klein waren und sie haben nie wieder von ihm gehört.

Von außen betrachtet ist Alexa diejenige, deren Leben in Ordnung ist: sie hat einen Mann, um den sie viele Frauen beneiden, zwei Kinder im Teenageralter und wohnt in einem schönen Haus. Doch in Wirklichkeit sind es nicht nur der Tod ihrer jüngsten Tochter, die schwerstbehindert war, und der Tod ihrer Mutter, mit der sie sich überhaupt nicht verstanden hat, die Schatten auf ihr Leben werfen. Sie kommt mit sich selbst nicht klar, ist immer noch so unsicher wie als Jugendliche und fühlt sich auch von ihrem Mann nicht verstanden. Und auf die hübsche Katja, die ihr chaotisches Leben anscheinend so souverän meistert, war sie schon immer ein bisschen eifersüchtig…

Katja ist alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohnes. Sie ist Journalistin, wohnt in einer Art WG, hat ständig wechselnde Liebhaber und führt kein besonders geordnetes Leben. Und so soll es auch bleiben, bis jetzt hatte sie nie Zweifel…

Ihre Mutter hat vor ihrem Tod alles geregelt, so dass nur eine einzige Kiste mit Habseligkeiten übrig blieb, die bis jetzt bei Alexa auf dem Dachboden stand. Als Alexa sie öffnet findet sie einen angefangenen Brief, in dem die Mutter sich auf Ereignisse in der Vergangenheit bezieht, die sie aber nicht näher erläutert. Alexa und Katja sind der Meinung, dass ihre Mutter keine gute Mutter war, und plötzlich hat Alexa eine Ahnung, dass sie ihre Mutter vielleicht besser verstehen könnten, wenn sie wüssten, was in der Vergangenheit geschehen ist und vor allem, warum der Vater damals verschwunden ist. Zu Alexas Überraschung willigt Katja ein, Nachforschungen anzustellen und ihre Erkenntnisse bringen ihre Leben noch mehr durcheinander, als sie es sowieso schon sind.

Dieses Buch ist ein richtiges Frauenbuch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Mann interessieren könnte und selbst wenn einer es lesen würde, würde er es ganz sicher nicht verstehen. Es geht hauptsächlich um Alexas und Katjas Gefühle und Gedanken. Beide befinden sich in einer Art Midlife-Crisis, da ihre Familien und Beziehungen auseinanderzubrechen drohen und sich alles um sie herum verändert. Und plötzlich verändert sich auch noch ihre Vergangenheit.

Das Buch ist gut geschrieben und der Inhalt ist interessant. Ich glaube, man muss in der richtigen Stimmung sein, um das Buch zu lesen, sonst könnte es teilweise zu deprimierend sein. Was mir nicht so gefallen hat, ist der Friede-Freude-Eierkuchen-Schluss – so einfach geht es im Leben nicht.