Wenn in einem Windstärke 17 herrscht...
Bewertet mit 4 Sternen
Neugierig aber auch ein wenig vorsichtig hab ich mich ans Lesen gemacht, da ich mit sehr gehypten Büchern nicht immer Glück hatte. Das Cover gefiel mir von Anfang an bereits sehr gut und empfand ich als einladend - 2 Menschen am Strand, vor sich die wilde See, lange Schatten. Das Gelb des Namens der Autorin auf dem Cover findet sich auch wieder in dem Gelb des Lesebändchens der Hardcoverausgabe. Ich mag solche kleinen Details.
Auch ohne den Vorgänger "22 Bahnen" gelesen zu haben, war ich schnell in der Geschichte drin. Diese wird aus der Sicht von Ida erzählt, die nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter zwischen Wut, Schuld und Ohnmacht taumelt. Verbissen versucht sie wieder sicheren Boden unter die Füße zu bekommen. Bloß nicht die tiefe Traurigkeit spüren... Selber in einem emotionalen Mangelmilieu aufgewachsen, fällt es Ida schwer, für den Orkan, der in ihr tobt, Worte zu finden, geschweige denn zu formulieren, was sie braucht. So trifft sie auf Rügen auf Menschen, die unerwartet für sie da sind. Überhaupt wird eher "getan" als "geredet" und mehr gemeinsam "beschwiegen" als "gelöst". Die Dialoge sind sehr authentisch und die Momente der Annäherung und des Trostes haben mich berührt. Ich empfand die Geschichte als ehrlich, manchmal etwas rauh. Besonders gefallen haben mir die Passagen, wenn Caroline Wahl das Mehr beschreibt bzw. wenn Ida schwimmend wieder bei sich selber ankommt. Insgesamt ein lesenswertes Buch, für mich persönlich aber kein Jahreshighlight.