Rezension

Wenn Liebe tötet

YOU - Du wirst mich lieben - Caroline Kepnes

YOU - Du wirst mich lieben
von Caroline Kepnes

Klappentext:
Als die Studentin Guinevere Beck die Buchhandlung betritt, in der Joe arbeitet, ist er augenblicklich hingerissen von ihr. Sie ist all das, was er will: wunderschön, tough, clever und so sexy. Zum Glück bezahlt sie ihren Einkauf mit ihrer Kreditkarte, denn so kann Joe tun, was jeder normale Mensch in dieser Situation tun würde: Er googelt ihren Namen. Doch dabei bleibt es nicht. Schon bald ist Joe besessen von Beck, beginnt sie zu stalken. Mehr und mehr findet er über sie heraus, hackt ihren Facebook- und Twitter-Account, durchsucht ihre Wohnung. Er inszeniert eine Reihe von makabren Ereignissen, die Becks Welt Stück für Stück zerstören – und sie direkt in seine offenen Arme treiben. Bald kann Beck gar nicht anders als sich in den seltsamen, aber irgendwie charismatischen Typen zu verlieben, der wie für sie gemacht scheint … Eines nach dem anderen räumt Joe alle Hindernisse aus dem Weg, die sich zwischen ihn und Beck drängen. Und schreckt dabei auch nicht vor Mord zurück.

Die Autorin:
Caroline Kepnes arbeitet als Journalistin bei Entertainment Weekly und hat Drehbücher unter anderem für The Secret Life of the American Teenager und Eine himmlische Familie geschrieben. Sie hat Soziologie an der Brown-Universität studiert und lebt nun in Los Angeles.

Meine Meinung:
Der zurückgezogen lebende Joe Goldberg lernt eines Tages in der Buchhandlung, in der er als Verkäufer arbeitet, die 24-jährige Guinevere, genannt Beck, kennen. Sofort ist der Mann von ihr fasziniert. Weil sie mit einer Kreditkarte bezahlt, findet er über das Internet ziemlich schnell sehr viel über sie heraus. Doch das ist erst der Anfang, denn Joe will Beck für sich allein, und da stören aufdringliche Männer und Freundinnen nur...

"YOU - Du wirst mich lieben" erzählt die Geschichte eines Stalkers, geschrieben aus seiner Sicht. Mir hat der Schreibstil, vollgepackt mit triefendem Sarkasmus, Hass auf die Welt und der Annahme, dass Joe Beck vor den Irren da draußen (anstatt vor sich selbst) beschützen muss, sehr gefallen. Gekonnt wird hier Gesellschaftskritik betrieben, die nicht von der Hand zu weisen ist. Im Zeitalter von Facebook & Co. muss man sich nicht wundern, wenn wildfremde Menschen genauso viel über einen wissen, wie die eigene Familie oder Freunde. Oder sogar mehr. Diese ständigen Momentaufnahmen in den sozialen Netzwerken des "erfüllten" Lebens, versehen mit coolen Sprüchen oder Zitaten, zeugen eher davon, sich in Szene zu setzen, weil das Leben wohl doch nicht so aufregend ist. Man sucht Bestätigung.

Joe versteht es, zu reflektieren, abzurechnen, und auch wenn er ein Psychopath ist, steckt sehr viel Wahrheit in seinen Überlegungen und Gedankengängen. Er ist ein ausgezeichneter Menschenkenner, der nur Beck in eine rosarote Blase gesteckt hat.
Ehrlich gesagt, habe ich nicht verstanden, was er an ihr gefunden hat. Sie ist kein besonderes Mädchen, das sich irgendwie von anderen ihrer Generation abhebt. Joe hebt sie auf ein Treppchen, von dem sie zwischendurch immer wieder herunterpurzelt. Sie hat einen Vaterkomplex, Männerbekanntschaften, die nicht gut für sie sind, sie definiert sich über's Twittern, lässt nicht ihr verlorenes Handy sperren und tanzt halbnackt durch ihre Wohnung im Erdgeschoss, die nicht einmal Jalousien oder Vorhänge besitzt. Machen es solche Frauen Stalkern nicht zu leicht? Natürlich gibt es keine Entschuldigung dafür, sich in das Dasein eines anderen zu drängen, aber man sollte doch nachdenken, wieviel man von sich preisgeben will. Und dass man als Frau mehr Sicherheit walten lassen sollte.

Das Buch ist ein perfektes Psychogramm, das in die Tiefen eines kranken und auf seine Weise klugen Geistes eindringt.
Mir gefielen die Bezüge zu Büchern, die Erwähnung fanden, zum Beispiel "Doctor Sleep" und "Sakrileg", und zu Filmen wie "Der Club der toten Dichter", "Magnolia" und "Reality Bites", um nur einige zu nennen.

Manchmal hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass es unlogisch ist, all das zu tun, ohne erwischt zu werden, aber es gibt immer wieder Maschen und Netze, durch die man schlüpfen kann, wenn man es intelligent genug anstellt.
Leider mochte ich keine Figur, die in dem Buch vorkam, was ich aber nicht schlimm fand, weil die Handlung durchgehend spannend war und es auch nicht immer darauf ankommt, ob man sich mit jemandem identifizieren kann. Im wahren Leben kann man das auch nicht immer.

Das Buch soll demnächst verfilmt werden. Das kann ich mir gut vorstellen.

4 Sterne für ein gelungenes Debüt.