Rezension

Wenn man alles verloren hat...

Opferstunde -

Opferstunde
von Nicole Neubauer

Bewertet mit 5 Sternen

„Ein unbekannter Täter ist schlimm genug, ein Serientäter ein Albtraum“ Zitat S. 35

Hat München wieder einen Serientäter? Müssen nun alle jungen Frauen in München, die gerne an der Isar joggen Angst haben. Das fragen sich die Mitarbeiter der Münchner Kripo, als in den Isarauen eine junge Frau, Nadine Ritter, erstochen aufgefunden wird. Genau so, wie vor einem Jahr Sara Prager, die man am Steg am Auer Mühlbach fand. Was verbindet die beiden jungen Frauen? Und wie passt die Obdachlose Margot Zielsch, die ebenfalls erstochen wurde, in dieses Bild?

Die einzigen Zeugen für die beiden neuen Taten wären die Obdachlosen unter der Wittelsbacher Brücke. Doch die sollen in den nächsten Tagen ausquartiert werden, da der Winter vor der Tür steht und mit Überschwemmungen zu rechnen ist.

Die Hauptkommissare Waechter und Brandl mit ihrem Team müssen sich also ran halten um einer neuen Tat mit einem weiteren Opfer zuvor zu kommen.

 

Da ich den beiden charakterlich so unterschiedlichen Kommissaren schon bei ihren vorherigen Fällen über die Schulter geschaut habe, freue ich mich jedes Mal, wenn ich sie wieder bei ihren Ermittlungen begleiten darf. Ich mag die Beiden einfach. Egal ob den chaotischen, etwas eigenbrötlerischen Waechter oder den mit seiner neuen Familie mit Baby total überforderten Brandl. Beides Männer, die ich mir sehr gut vorstellen kann. Genau so geht es mir mit Lily, der nun schon 16-jährigen Tochter von Brandl, die sich, wenn sie es zuhause bei ihrer Mutter, die mal wieder einen Neuen hat, nicht aushält, zu Waechter flüchtet. Schön, dass auch Elli und der Wächter des Schweigens wieder mit von der Partie sind.

Die Obdachlosen unter der Wittelsbacher Brücke spielen in diesem Fall fast eine kleine Hauptrolle. Nicole Neubauer beschreibt ihr Leben sehr eindrucksvoll und macht sie mit ihren Problemen und Ängsten sichtbar. Genau so beeindruckend beschreibt sie das zweite zentrale Thema in diesem Fall: geschiedene Männer, die das Sorgerecht für ihre Kinder verloren haben und darum kämpfen, Kontakt mit ihren Kindern haben zu dürfen. Auch hier bekommt man einen guten Einblick, da ja auch Brandl in gewisser Weise durch Lily dazu gehört.

Gut gefallen haben mir auch die Sprüche aus dem Drachenzählerlied vor jeden neuen Kapitel. Da werde ich in der nächsten Zeit mal schauen, wo in der Stadt ich sie finde.

 

Ein psychologisch angehauchter Krimi mit einem hohen Spannungsfaktor, fesselnden Szenen, interessanten, vielschichtigen Charakteren und einigen Wendungen, bei denen ich mich auf falsche Fährten habe führen lassen. Obwohl ich zwischendurch mal einen schwerwiegenden Verdacht hatte, der sich dann auch als richtig heraus gestellt hat, habe ich mich davon weglocken lassen. Naja, das Ende war da noch nicht ganz ausgegoren. Das Ende, ja, das lässt ein paar lose Fäden zurück, aus denen ich schließe, dass es auf alle Fälle mit dem Team Waechter / Brandl weitergehen wird. Und ich freue mich heute schon drauf.