Rezension

Wenn man das Kostbarste verliert

Das Verschwinden der Erde
von Julia Phillips

Bewertet mit 2 Sternen

In Julia Phillips Romans „Das Verschwinden der Erde“ verschwinden zwei kleine Mädchen bei einem Spaziergang am Meer auf der Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands. Eine Zeugin sieht Aljona, 11 und Sofija, 8 in ein schwarzes Auto steigen, aber sie kann den Fahrer nicht präzise genug beschreiben. Schon drei Jahre zuvor war im Norden die 18jährige Lilja spurlos verschwunden. Da es sich um ein Mitglied einer verachteten, indigenen Bevölkerungsgruppe handelte, gab sich die Polizei in diesem Fall noch weniger Mühe bei den Ermittlungen. Die Autorin stellt monatsweise fortschreitend jeweils eine andere Familie oder Gruppe in den Mittelpunkt und zeigt, dass sie alle vom Verschwinden der Mädchen in irgendeiner Weise betroffen sind. Aus der Perspektive der Frauen wird über Schicksale und Lebensumstände berichtet. Viele haben Verluste erlitten oder sind mit ihrer Situation zutiefst unzufrieden. Sie leben in einer männlich dominierten Gesellschaft und sind in jeder Hinsicht eingeschränkt. In einem Zeitraum von 11 Monaten entsteht ein Netz aus unsichtbaren Beziehungen, die uns einer Lösung des Rätsels näherbringen.

Der Roman, der kein Thriller ist und keiner sein will, ist wegen seiner ungeheuren Personenvielfalt nicht leicht zu lesen. Da muss der Leser immer wieder das Personenverzeichnis zu Beginn des Romans konsultieren. Eine chronologisch erzählte Handlung fehlt. Ich habe schnell den Überblick verloren und mich durch das Buch gequält. Da half mir auch die wunderbare Landschaft mit Tundra und Wäldern, mit Vulkanen und heißen Quellen und die beschriebene kulturelle und ethnische Vielfalt nicht weiter. Mich hat der Roman enttäuscht.