Rezension

Wenn man´s nicht liest, verpasst man nichts

Das Labyrinth des Fauns - Cornelia Funke, Guillermo del Toro

Das Labyrinth des Fauns
von Cornelia Funke Guillermo Del Toro

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung
Dies ist kein neues Fantasy- und auch kein Kinder- oder Märchenbuch. Es ist eigentlich die nachträgliche “Romanvorlage” des Films “Das Labyrinth des Pans” von Guillermo del Toro, das Buch zum Film, der 13 Jahre vor dem Buch erschienen ist. Und das ist in meinen Augen das eigentliche “Problem” des Buchs.

Wer den Film kennt, kennt das Buch. Es gibt inhaltlich nichts Neues zu erfahren. Der Plot ist der gleiche wie auch die Figuren, ja, sogar das Ende ist gleich. Der Unterschied zum Film ist, dass Cornelia Funke dem Fantasystrang mehr Inhalt gegeben hat. Sie hat die Geschichte der Fantasywelt mit ihren Ideen “gefüttert” / unterfüttert. So werden nun Hintergründe beleuchtet, Querverbindungen hergestellt, neue Geschichten erfunden. Mehr nicht.

Ob Frau Funke sich so nah an die Filmvorlage gehalten hat, weil sie ein großer Fan von del Toro ist und sein Werk nicht zerstören / verändern wollte, ist nicht ganz klar, doch ich gehe davon aus.

Der Hauptstrang des Buches sind die Auseinandersetzungen des spanischen Militärs unter Franco, die den Bürgerkrieg gewonnen haben. Sie kämpfen 1944 immer noch gegen Gruppierungen von Widerstandskämpern und wollen diese vernichten. Dabei zeigt Vidal, Ofelias Stiefvater, sein wahres, grausames Gesicht. Er ist böse, ein echter Teufel, der keine Rücksicht auf niemanden nimmt.

Ofelias Mutter ist ein sehr schwacher Charkter, physisch wie auch psychisch. Nach dem Tod ihres Mannes, Ofelias Vater, sucht sie Schutz und Unterstützung in Vidal. Sie widerspricht ihm nicht, hält Ofelia sogar an ihn Vater zu nennen und alles zu machen, damit er Ofelia akzeptiert. Sie verschließt die Augen davor, dass Vidal sie nicht liebt, dass er lediglich einen Sohn möchte und sie deshalb dafür benötigt. Er fühlt sich ihr auch standesmäßig überlegen.

Ofelia ist einfach nur ein Mädchen, das um ihren Vater trauert und ihre Mutter leider nicht überzeugen kann, dass sie besser ohne Vidal dran sind. Sie ist / fühlt sich hilf- und bedeutungslos und flüchtet sich in eine Fantasiewelt. Und selbst die ist ziemlich grausam und dennoch besser als die Wirklichkeit (Krieg, schwache Mutter, grausamer Siefvater).

Im Handlungsstrang der Fantasywelt erfährt Ofelia, dass sie die verlorene Prinzessin der Unterwelt ist. Um wieder zu ihrem Vater und die Unterwelt zu gelangen muss sie drei Aufgaben bewältigen, bevor der Vollmond kommt.

Hier ist zwar vieles märchenhaft und dennoch ganz weit von einem Märchen entfernt, das ich mir vorgestellt habe. Die Feen sind nicht wirklich freudlich und sanft, der Pan ist sehr unheimlich und es ist nicht klar, ob er Ofelia Gutes oder Schlechtes will. Alles ist düster, grausig, eklig und voller Gewalt.

Das Ende kann jede*r selber deuten, wie es ihr*ihm beliebt. Beide Vorstellungen, Ofelia flüchtet aus der realen in eine erfundene Fantasiewelt oder die Fantasywelt existiert neben der realen Welt, sind möglich.

Sprachlich gesehen finde ich das Buch nicht außergewöhnlich. Es ist weder poetisch, sprachgewaltig noch monumental. All dies konnte ich nicht in der Geschichte finden. Die Sprache empfinde ich als dem Buch entsprechend angemessen. Nicht mehr und nicht weniger.

Fazit
Wer den Film kennt, wird nichts Neues im Buch finden. Wer ihn nicht kannte, wird vielleicht sehr überrascht sein über die Düsternis, die vielen Szenen voller Gewalt, Blut und Tod. Nach dem Lesen hatte ich nicht das Gefühl, ich hätte ein Buch von Cornelia Funke gelesen. Die paar Zeichnungen haben mir sehr gefallen. Noch schöner hätte ich jedoch gefunden, wenn es mehr dieser tollen Zeichnungen gegeben hätte.

Ein Buch, das man lesen kann, jedoch nichts verpasst, wenn man es nicht gelesen hat. Ich habe das Buch gehört, gelesen und den Film geschaut. Im großen und ganzen hat mir der Film sogar besser gefallen.

Sehr schade, dass der Verlag das Buch falsch vermarket und als neues Buch von Cornelia Funke anpreist. Somit werden / wurden falsche Erwartungen geweckt. Manch einer dachte, es wäre ein Prequel oder ein Nachfolger des Films und wurde enttäuscht.

Zum Hörbuch
Im BookBeat-Abo kann man das ungekürzte Hörbuch hören und genießen. Es ist sogar schon fast ein Hörspiel. Es ist eigentlich sehr gut gelungen. Leider ist die direkte Rede viel zu leise und etwas zu verhallt. Hört man das Buch über Kopfhörer, spielt man immer mit der Lautstärke hoch und runter. Denn, wenn man die direkte Rede sehr gut hören kann, ist der Teil Erzählteil viel zu laut. Somit ist es besser man hört über Lautsprecher.