Rezension

Wenn nur jeder Autor so schreiben würde …

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell
von George R. R. Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Selbst Leser, die mit Fantasy meist nicht viel anfangen können, werden diesen ersten Teil kaum aus der Hand legen können.

Nachdem ich die ersten Folgen der TV-Serie „Game of Thrones“ gesehen habe, war mir bereits klar, dass sich das zu einer meiner Lieblingsserien entwickeln würde. Am Ende der 1.Staffel war klar, dass ich auf jeden Fall auch die Bücher von George R. R. Martin lesen muss, die der Serie als Vorlage galten. Noch bevor ich das erste Buch auch begonnen hatte, standen bereits die ersten vier Bände der Buchserie „Das Lied von Eis und Feuer“ in meinem Bücherregal.

Ob das Buch diese hohen Erwartungen, die ich in es gesetzt habe, wohl auch halten wird können? Vor allem deswegen, da ich die Geschehnisse durch die Serie gerade noch frisch im Kopf habe. Wird mir da nicht unter Umständen schnell langweilig?

Um das gleich vorweg zu nehmen: Ja, ja, ja,ja und – auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – ja.

Schade ist, dass der deutsche Verlag entschieden hat, dass die Romane geteilt werden. Im Original umfasst das erste Buch die beiden ersten Bücher der deutschen Übersetzung. So passiert es natürlich, dass der deutsche erste Band recht unspektakulär endet. Würde ich nicht wissen, dass der erste Teil der Saga eigentlich noch weiter geht und vor allem (dank der Serie) wie er weitergeht, könnte ich womöglich ein wenig enttäuscht sein, so hielt sich diese aber in Grenzen, kann ich mich nach Beendigung der „Herren von Winterfell“ direkt auf Band 2 „Das Erbe von Winterfell“ stürzen.

Dafür sind die Umschläge aber sehr liebevoll und ansprechend gestaltet. So ausgestattet kann man sich die Bände wunderbar ansehnlich auch ins Regal stellen.

Die einzelnen Kapitel des Buches sind jeweils aus der Sicht einer der Hauptpersonen geschrieben, wobei der Erzählstil immer bei der Er/Sie-Form bleibt. Welche der Personen da gerade die Geschehnisse erlebt, wird am Anfang jedes Kapitels vorangesetzt. Durch diesen schönen Kniff kommen unglaublich abwechslungsreiche Betrachtungsweise der Handlungen zustande. So sind die ironischen Passagen des Gnomes Tyrion eine interessante Abwechslung zu den kindischeren Darstellungen von Arya oder den eher mürrischen Stil von Eddard. Damit schafft es Mr. Martin auch, seinen Personen Leben einzuhauchen, dass man glaubt, diese bereits seit Jahren zu kennen – und damit mit Ihnen zu leben und zu leiden.

Einen weiteren Pluspunkt hat er damit geschaffen, dass keine seiner Figuren, obwohl tendenziell eher gut oder böse, grundsätzlich gut oder böse ist. So kann man ebenso mit Tyrion durchaus hier und da leiden, wie man sich über die Halsstarrigkeit von Ned aufregen kann. Keine der Personen bleibt auch uninteressant, so dass ich mich bei jedem Kapitel gefreut habe, wieder etwas über diese oder jene Person zu lesen.

Noch ein weiterer dicker Pluspunkt des Romans ist, dass Mr. Martin sich eine komplett neue Welt erdacht hat – mit eigenen Städten, Ländereien, Sitten, Gebräuchen und Geschichten. Natürlich ist die Geschichte zeitlich im Mittelalter angesiedelt, doch, dass sie sich gerade nicht auf die reale Welt bezieht, macht es noch reizvoller. Auch hier kann der Verlag mit detaillierten Karten der Phantasie-Welt punkten.

Fazit: Vielschichtige Charaktere, phantasievolle Städte, durchdachte Handlung epischen Ausmaßes – wer das mag, sollte unbedingt zu diesem Roman und den weiteren greifen.