Rezension

Wenn nur noch Asche übrig ist

Die Tribute von Panem 3. Flammender Zorn - Suzanne Collins

Die Tribute von Panem 3. Flammender Zorn
von Suzanne Collins

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Panem ist ein Reich, dass durch Kontrolle und Schrecken beherrscht wird. Die Regierung wird vom Kapitol gestellt, das im absoluten Überfluss lebt, wohingegen die umgebenden 12 Distrikte oft Hunger leiden müssen, während sie alles Erdenkliche für die Reichen produzieren müssen.
In den dunklen Tagen gab es eine Revolution, Distrikt 13 lehnte sich auf und wurde zerstört. Die Hungerspiele wurden ins Leben gerufen als Abschreckung.
Jedes Jahr müssen zwei Jugendliche sich in blutigen Kämpfen in der Arena opfern um die Menschheit daran zu erinnern, wer die Macht und das Sagen hat und um Revolutionen im Keim zu ersticken.

Doch was die Spielemacher nicht ahnen ist, dass die Revolution nun genau hier beginnt.
Katniss Everdeen ist das Gesicht der Hoffnung und des Aufbegehrens, als sie in den letzten Hungerspielen die Spielemacher dazu zwang die Regeln zu verändern.
Nun wurde sie wieder in die Arena geschickt und wird zur Marionette der Rebellen ohne es zu ahnen. Sie zerstört die Arena und das Land wird laut.
Katniss wird gerettet und nach Distrikt 13 gebracht, das sehr wohl noch existiert, sich jedoch in den Untergrund zurückgezogen hat.

Sie wird nun zum Gesicht des Aufstandes, sie wird zum Symbol, das sie selber geschaffen hat, durch die Brosche, die sie einst trug. Sie wird zum Spotttölpel. Ein Vogel, der eigentlich nicht existieren dürfte, seine bloße Existenz ist dem Kapitol ein Dorn im Auge, ebenso ist es das Überleben des Mädchens.

Doch auch wenn Katniss nun bei den Rebellen ist, so hat das Kapitol sie noch in der Hand, denn es hat sich ihren Verbündeten Peeta geschnappt. Den Jungen, den sie zu beschützen geschworen hat, weil er besser war als sie alle. Sie weiß, solange er festgehalten wird, kann sie nicht frei sein, den jeden Fortschritt, den sie macht, führt zu seinem Untergang.

Wie kann sie ihn befreien? Und was haben die grausamen Herrscher mit ihm gemacht? Wird er der selbe sein wie zuvor? Ist das überhaupt möglich? Schließlich muss sie selber noch an ihren Traumata arbeiten und ihre Wunden lecken.....

Meine Meinung

Schon bei den beiden vorherigen Bänden fragte ich mich immer wieder, ob diese Bücher wirklich für Jugendliche geeignet wären. So brutal sind sie, so blutig und schonungslos. Beschreiben nicht nur die grausamen Momente einigermaßen detailliert, sondern auch die Auswirkungen auf die Menschen.
Als ich 16 war, war es ziemlich undenkbar, dass so ein Buch für Jugendliche geschaffen wurde, für mich war das damals egal, ich hatte da schon einige Jahre Horrorbücher gelesen, hatte ich doch in der Bücherei eine schriftliche Sondergenehmigung alle Bücher auszuleihen, die ich lesen wollte.
In den heutigen Tagen sieht man das mit den Büchern anders, Jugendliche sind einiges gewohnt und so werden auch die Bücher angepasst.
Würde ich meinen jugendlichen Kindern diese Bücher zu lesen geben? Ja!
Denn man darf eines nicht außer Acht lassen, den Umgang der Autorin mit der Gewalt.

Dafür muss ich jetzt ein wenig ausholen. Der erste Band handelt vor allem von den Hungerspielen, wir sehen, wie sie offiziell ein großes Event sind, auf das sich die Reichen freuen, wie sie ihre Wetten abschließen und es genießen, wie sich die Kinder gegenseitig abschlachten Das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn gleichzeitig ist immer der Schrecken zu sehen, den diese Spiele bei dem Rest der Bevölkerung auslösen. Was wiederum das Leben der Reichen um so dekadenter wirken lässt. Sie haben nichts zu verlieren, sie haben keine Aufgabe, ihnen ist langweilig, also können sie sich am Elend der anderen erfreuen, ähnlich wie es in Rom war.
Die Armen liefern Brot und Spiele, sie werden klein gehalten durch Abschreckung, wohingegen die reichen ruhig gehalten werden durch Zerstreuung.
Somit sind die Machtverhältnisse gesichert und der Schrecken lebt fort.

Je mehr wir nun in der Trilogie voranschreiten, desto mehr erfahren wir über die grausamen Strukturen, aber auch über die Nachwirkungen, die die Spiele auf die Gewinner haben.
Schon von Anfang an haben wir Haymitch, den Mentor von Katniss, der seine Angst im Alkohol ertränkt, lieber bewusstlos ist als sich zu erinnern.
Und dann gewinnt Katniss selber und ist wie betäubt, wacht mit Alpträumen auf, ist nicht wirklich in der Lage ihr Leben normal weiterzuleben. Und als sie endlich schafft, kommt der Schock, die direkten Drohungen des Präsidenten und schließlich die zweiten Spiele, an denen sie teilnehmen muss.

Als sie aus der Arena gerettet wird, ist ihr Geisteszustand labil, sie gilt als geistig verwirrt, kann die Schrecken nicht verarbeiten, die sich durchlebt hat und sie ist nicht die einzige, der es so geht.Wir lernen andere Tribute kennen, denen es ebenso ergeht.

Die Autorin hat hier nicht nur eine Heldin geschaffen, sondern einen Menschen, ein labiles Konstrukt, dass durch harte Erschütterungen auseinanderbrechen kann und muss, sollten die Erschütterungen zu groß sein. Sie schafft hier nicht einfach eine Figur, sondern eine Persönlichkeit, die eben nicht perfekt ist, ihre Schwächen hat und dadurch erst wirklich sympathisch wird.
Sie ist oftmals Gewalt und brutalen Situationen ausgesetzt, die sie niemals kalt lassen, die etwas in ihr zerstören, was abschreckend wirkt.
Gewalt kommt zwar sehr vor, wird jedoch zu keinem Zeitpunkt verherrlicht, ganz im Gegenteil, sie wird verabscheut

Die Geschichte an sich ist gut durchdacht, birgt einige Stellen, die uns zum Nachdenken anregen und einen gewissen Lerneffekt haben. Immer wieder gibt es Überraschungsmomente, die das Lesen noch mehr aufwerten. Man kann stellenweise das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Es gibt einige Stellen, die einen sehr nahe gehen, die einen berühren und zu Tränen rühren.
Das Tempo selber ist sehr schnell gehalten mit einigen kleinen Zwischenstopps, die jedoch nicht in Langatmigkeit ausarten.

Die Schreibperspektive ist ein Ich- Erzähler aus Katniss Perspektive. Auch wenn diese Erzählform nicht jedermanns Sache ist, so könnte ich mir für dieses Buch keine bessere vorstellen.
Wir folgen Katniss, wachsen mit ihr, durchleben ihre Zweifel und so kommen wir mit ihr zusammen schließlich hinter die Lügen, und Geheimnisse.
Wir bekommen ihre Selbstzweifel mit, lernen mit ihr, weinen mit ihr und verzweifeln an der Lage. Keine andere Perspektive könnte uns ihr so nahe bringen und hätten wir diese Nähe nicht, so würde die Geschichte nicht so auf uns wirken, wie sie es tut.

Fazit

Für mich ein geniales Buch, das alles hat, was ich erwarte, der Lerngehalt ist groß, der Umgang mit Gewalt ist gut gelöst und die Charaktere sind plastisch und nachvollziehbar,
Die Geschichte an sich ist atemberaubend und lässt dem Leser genug Raum um sich eigene Gedanken zu machen.