Rezension

Wenn Samtpfoten ihre Zweibeiner retten

Das Geschenk eines Regentages -

Das Geschenk eines Regentages
von Makoto Shinkai

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seit ich mein Zuhause mit zwei Katzen teile, fällt es meinen Freunden wesentlich leichter, mir Bücher zu schenken. Sie können nun aus der großen Bandbreite der Katzenbücher (und Nonbook-Zubehör) für mich auswählen und sicher sein, dass ich die 1. noch nicht gelesen habe und 2. nicht selber kaufen würde. Mein Lieblingsgeschenk war bisher der literarische Katzenkalender. Den könnte es von mir aus auch gern jedes Jahr geben.

Über „das Geschenk eines Regentages“ bin ich aber selbst gestolpert. Die schwarze Katze auf dem Bucheinband hat mich neugierig gemacht und im Klappentext wird ein kleiner ausgesetzter Kater gerettet. Die junge Japanerin Miyu findet ihn im Frühlingsregen in einem Pappkarton am Straßenrand und nimmt ihn mit zu sich nachhause. Für beide ist es ein Geschenk sich gefunden zu haben. Chobi hat nun ein Zuhause und ein eigenes Revier, in der Nachbarschaft macht er schnell neue Bekanntschaften. Für Miyu ist der Kater Trost und Gesellschaft. Ihr fällt es schwer, selbst die Menschen in ihrem engsten Umfeld richtig zu lesen. Sie ist einsam und Dank Chobi nun nicht mehr allein.

Nicht nur Miyu und Chobi sind die Protagonisten in diesem Roman. In den folgenden Kapiteln lernt der Leser weitere Figuren kennen. Katzen, Menschen und dazu ein weiser alter Hund. Es ist eine poetische, fabelnahe Zeichnung einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier, in der die Tiere durch das Vertrauen auf ihre Instinkte die Tücken des Alltags fast besser meistern können als ihre menschlichen Gefährten. Ganz leicht und voller Poesie kommt dieser Text daher. Doch erzählt er von tiefen Krisen der Menschen. Das sind Bilder, die berühren und nachdenklich stimmen. Der japanische Kulturkreis unterscheidet sich von unserem deutschen, doch die Probleme der Figuren sprechen eine universelle Sprache. Ich kann mich in die Figuren hinein fühlen und spüre den Trost und Lebensmut, den die Katzen ihren einsamen Gefährten spenden. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Tier und Mensch hin und her. Das gefällt mir persönlich gut, ich mag den Blick der Vierbeiner auf ihre Menschen. Auf das fabelnahe Erzählen musste ich mich erst einstellen und das Ende ist etwas überzuckert. Doch als moderne Fabel darf „das Geschenk eines Regentages“ mir mit seiner Poesie und seinem Zucker gern den Alltag versüßen, die Bindung zu meinen eigenen Fellnasen stärken und die Hoffnung geben, das am Ende alles gut werden wird.