Rezension

Wenn Schmerz und Emotionen Achterbahn fahren

Nicht weg und nicht da - Anne Freytag

Nicht weg und nicht da
von Anne Freytag

Bewertet mit 5 Sternen

Vor wenigen Wochen gab es in Luises Leben einen Einschnitt, der die nächste Zeit verändern wird. Nicht nur für sie, sondern auch für ihre Mutter ändert sich das Leben. Luises Vater ist vor einigen Monaten bereits ausgezogen. Das war zu einer Zeit als Kristopher noch lebte. Kristopher lebte ein Leben in Dunkelheit, bevor er das Badefenster öffnete und hinaus sprang. Kristopher konnte und wollte nicht mehr Leben. Seine dunklen Tage waren geprägt aus Depressionen und eine Welt aus Frust, seltene Wörter sammeln und an seine kleine Schwester denken. Nachdem Kristopher sich das Leben nahm, geht Luise jede Woche zu einem Psychologen, um über den Tod ihres Bruders zu sprechen. Ihre Mutter stürzt sich in ihre Arbeit und ist kaum zu Hause. Zu groß ist der Schmerz und Verlust von Kristopher. Sogar die Haare rasiert sich Luise ab. Als sie nach einem Sitzungstermin beim Psychologen im Treppenhaus sitzt, begegnet sie Jacob. Sie kommen ins Gespräch.  Aber Luise will zunächst von Jacob nichts wissen, als sie öfters sich sehen. Es stellt sich heraus, dass Kristopher und Jacob sich von der Schule kannten.  Als Luise eine E-Mail von ihrem toten Bruder erhält, offenbart dieser ihr, warum er starb. Aber er gibt seiner Schwester Aufgaben, die sie zu lösen hat. Auf diesem Weg begleitet sie Jacob. Trauer und Emotionen wechseln sich ab. Auch Jacob lernt, seine Vergangenheit anzuerkennen.

Anne Freytag trifft die Töne der Gefühle, wenn es darum geht, Schmerz, Leid, Nähe und Trauer zu beschreiben. Im Mittelpunkt dieses Jugendromans steht das Thema Suizid und Depressionen und bipolare Störung bei jungen Menschen. Anhand von den Figuren Luise, Jacob sowie Jacobs älterer Bruder Arthur und seine Freundin Julia lernt man junge Menschen kennen, die ihre Vergangenheit, ihr Elternhaus zu verarbeiten haben. Mit vielen Emotionen und Erinnerungen wird Luise konfrontiert, weil ihr Bruder sich das Leben genommen hat. In diesem Roman wird die junge Leserschaft mit einem Tabuthema konfrontiert. Laut einem Bericht, den ich gelesen habe, während ich den Roman las, kommt es nicht selten vor, dass Jugendliche bereits unter Depressionen leiden. Deshalb hat die Autorin ein recht aktuelles Thema aufgegriffen. Anne Freytag trifft den Nerv der Gefühlssynapsen, um als Leserin mitfühlen, mitfiebern und mittrauern zu können. Dennoch besteht dieser Roman nicht nur aus Trauer und Schmerz, sondern auch aus Annäherungen, erste zarte Gefühle zwischen den Hauptprotagonisten. Ebenso spielt das Wort Vertrauen eine große Rolle in diesem herausragenden Roman. Außerdem baute Anne Freytag Spannung in den Roman, indem sie aus der jeweiligen Perspektive von Luise und Jacob erzählte. So wirken die Figuren authentisch und nahbar.

Dieser Jugendroman ist mein bisheriges Lesehighlight im Genre Jugendroman. Mein zweiter Roman von der Autorin, der mit gut gefallen hat. Ich bin schon gespannt auf ihren nächsten Jugendroman.