Rezension

Wenn Seelen zwischen Welten wandern

Welten - Julika Sophia Meier

Welten
von Julika Sophia Meier

Bewertet mit 4 Sternen

Idee:
Seelen die auf Reisen gehen, weil deren Ursprungsplanet durch Kriege und das Aufbrauchen sämtlicher Ressourcen zerstört ist. Seelen die, die Möglichkeit erhalten, in andere Welten zu switchen und dort ein völlig neues Leben zu führen.
Die Idee ist frisch und unverbraucht. Eigentlich bin ich kein Science Fiction-Fan, jedenfalls weile ich noch nicht sehr lange in diesem Gebiet, doch ich finde, dass das ganze Drumherum gut durchdacht und von einer sehr intelligenten Person fantastisch formuliert zu Papier gebracht wurde.

Die Charaktere:
Liora, sofort sympathisch, eine tolle Ausdrucksweise, intelligent, teils sogar sehr tiefgründig, erstaunlich erwachsen für ihr Alter und so schön „anders“, hat sofort meine Neugier und Sympathie geweckt.
Meo, wie ätzend ich ihn zu Beginn fand, kann ich kaum in Worte fassen. Er ist sehr überzeugend in seiner Art, authentisch und ruhig, was ich wirklich mag. Ein Fels in der Brandung, wenn man so will.
Chio, die Kleine mag ich sehr, sehr gern!!
Lucy, eine wundervolle, kreative, ausgeflippte Person mit einer rebellischen Ader. Ebenfalls sehr sympathisch.
Ava, eine leider viel zu kurze Rolle, wo sie doch so ein fantastischer Charakter ist, in einer so steifen, aalglatten Welt.
Hannah und Tom, sind aus irgendeinem Grund nicht so sehr in meinen Gedanken haften geblieben, wie vielleicht erhofft. Sie sind ein wichtiger Teil der Geschichte, doch mit zu wenig Anziehungskraft.
Èqura, einer der vielen Charaktere im Buch, die mich so stinkwütend gemacht haben. Ich mag ihn nicht. Kein bisschen. Trotzdem ist er gut ausgearbeitet und sehr überzeugend in seiner Art. Aber eben auch ein riesiges … !

Zusammenfassend kann ich sagen, dass so ziemlich alle Charaktere in dem Buch sehr überzeugend und von erstaunlicher Tiefe sind. Jeder bleibt einem auf irgendeine Art und Weise im Kopf hängen und ist so voller „Farbe“ und sehr authentisch.

Die Story:
Unterteilt ist das Buch in sechs Teile, mit kreativen Openings und insgesamt 75 kleine kurzweilige Kapitel.
Die Geschichte beginnt auf der Erde, im Leben der siebzehnjährigen Liora und der Sicht der Dinge aus ihrer Perspektive. Sie lebt in einem normalen Haus, mit einer normalen Familie, geht zur Schule, hat Hobbys und Freunde, mit denen sie Zeit verbringt. Alles ist in Ordnung, bis etwas erschreckend Ungewöhnliches geschieht und kurz darauf ein Fremder an ihrer Schule auftaucht und nicht nur ihr gesamtes Leben sondern auch ihre Seele bis in die Grundfesten erschüttert.
Alles gerät aus den Fugen und katapultiert den Leser nach einem spannenden Einstieg in eine völlig neue, glänzende, emotionslose Welt, die strengen Regeln folgt und mit Aufständigen umzugehen weiß. Liora findet sich in einer Welt wieder, die nicht nur erschreckend modern sondern auch von Menschen bevölkert wird, die scheinbar einer Gehirnwäsche oder ähnlichem zum Opfer gefallen sind. Auf dem Planeten Ordes gelandet, muss sie sich einem unmenschlichen System fügen und erfährt Dinge, die nicht nur ihre gesamte frühere Existenz in Frage stellen. Doch sie will fort, möchte um alles in der Welt wieder zurück in ihr altes Leben und würde alles dafür geben!
Die Handlung gestaltet sich stellenweise sehr spannend. Der Leser wird nicht mit Informationen überrannt, denn die Autorin achtet sehr darauf, die Informationen nur häppchenweise preiszugeben, was ich sehr schlau finde, denn so hat auch die Protagonistin im Buch immer wieder genügend Zeit, alles zu verdauen, was man ihr offenbart. Die Geschichte erschien mir stellenweise sehr lang, weil es so viel zu erleben gab, so viel zu erfahren und fortwährend dachte ich: „Was kommt denn noch alles?“ Ich hatte wirklich nicht die leiseste Vorstellung, was wirklich neu für mich war.
Der Weg durch das Buch mag wie gesagt stellenweise etwas lang erscheinen, steckt aber voller Abenteuer, unfassbarer Momente und erschreckender Gedanken. Doch er lohnte sich, denn das Ende, wenngleich ich ob der wenigen Seiten auch an einem guten zweifelte, hat mich völlig überzeugt. Die Autorin hätte das Buch viel frühen enden lassen können … doch sie schrieb weiter und das war gut so! Es lohnt sich wirklich und ich liebe es sehr!

Schreibstil:
Ich habe schon viele Bücher gelesen, doch noch nie hatte ich eines in der Hand, bei der kein Satz einem anderen glich. Jeder schien völlig neu gestaltet und unfassbar gut und intelligent formuliert. Man spürt das Talent der Autorin hinter jedem Buchstaben. Ihr Stil ist locker und leicht, die Seiten fliegen nur so dahin. Sie erklärt und beschreibt sehr bildhaft und verständlich. Gerade bei solchen Science-Fiction-Büchern hege ich immer Zweifel, ob der/die  Autor/in in der Lage ist, die abgefahrenen Technologien und Universen so zu beschreiben, dass sich wirklich jeder vor Augen führen kann, was ihm oder ihr durch den Kopf ging. Julika Sophia Meier hat das wirklich großartig gemeistert.

Zum Verlag/Lektorat:
Leider Gottes ist das Buch an sich, der Umschlag, von mieser Qualität. Jetzt, wo ich es durchgelesen habe, sieht es aus, als werfe ich es seit Monaten in der Wohnung herum, das ist beim Aavaa-Verlag leider oft der Fall. Ich bin wirklich kein Freund dieses Verlages.
Ebenso das Lektorat. Das Lektorat ist wirklich grottenschlecht. Man muss sagen, dass es keine Rechtschreibfehler gibt, doch dafür häufen sich Wortfehler und das reißt einen leider viel zu oft aus der Geschichte. Ich kann wirklich nicht begreifen, wie so etwas passieren kann. Die Geschichte ist so wunderbar, doch die viel zu oft auftauchenden Wörter, die an bestimmten Stellen überhaupt nichts zu suchen haben oder einfach ganz fehlen, versauen einem das Lesevergnügen, was ich einfach unglaublich schade finde. Ich hoffe das lässt sich ausbügeln und in einer Neuauflage in neuem Glanz erstrahlen! Ich wünsche es mir für die Autorin sehr!

Fazit:
Trotz der Tatsache, dass das Lektorat dem Buch seinen Zauber an einigen Stellen raubt, kann ich es trotzdem jedem empfehlen! Die Geschichte ist wundervoll, kreativ, abenteuerlich und teilweise sehr aufregend!