Rezension

Wenn sich das Leben nochmals dreht ...

Zum Glück Pauline - David Foenkinos

Zum Glück Pauline
von David Foenkinos

Bewertet mit 4 Sternen

Rückenschmerzen sind was ganz schlimmes und so ist unsere Hauptfigur am Anfang dieses Romans mehr als unglücklich. Aber woran liegt es? Er geht zum Arzt und macht mehrere Untersuchungen, mit keinem anderen Ergebnis, als das er völlig gesund ist. Aber wie kann das sein! Auf Empfehlung von seinem Freund geht er zum Osteopathen, aber auch dieser kann nicht helfen. Also probiert er als nächstes eine Magnetfeldtherapeutin aus, diese sagt ganz klar zu ihm, das sie ihm ebenfalls nicht helfen kann und er doch einen Psychoanalytiker aufsuchen sollte. Unser leidender Patient ist ganz verzweifelt und je mehr er mit seinen Rückenschmerzen zu kämpfen hat, umso mehr bricht sein bisheriges Leben auseinander. Seine Tochter lebt mit einem älteren Mann zusammen, schwer zu verkraften. Sein Sohn ist in New York und studiert, mit 18 schon aus den Haus, was ist nur schief gelaufen. Seine Eltern geben ihm nicht das Gefühl geliebt zu sein und bemängeln ihn in einer Tour. Das Schlimme ist nur, er wehrt sich nicht. Das bringt wieder seine Frau auf den Plan, die nach dem Tod ihres Vaters, ihr Leben überdenkt und die Scheidung möchte. Das ist aber alles noch nicht genug, in seinem Beruf hat er noch einen fiesen Kollegen der in mobbt und das so geschickt, das er auf die Strafbank muss. Wir sehen, das da doch so einiges nicht stimmen kann und der Verdacht liegt da doch nahe, woher die Rückenschmerzen rühren. Jetzt bleibt nur noch die Frage, schafft unser Protagonist den Knoten zu lösen und alles wieder in eine vernünftige Bahn zu bringen, und seinen Rückenschmerzen zu besiegen?
David Foenkinos neuster Streich und diesmal nimmt er sich eines Themas an, was uns alle betrifft. Hören wir auf unseren Körper und seine Signale!
Unser Ich-Erzähler ist so einer, der alles in sich rein frisst und statt der Auseinandersetzung immer den Rückzug bevorzugt. Somit machte er am Anfang einen sehr leidigen und auch unsympathischen Eindruck. Man hat beim lesen manchmal das Bedürfnis ihn zu schütteln und möchte ihn ab und zu gern den Marschblasen. Aber wir alle kennen das doch auch, der Druck von außen ist so groß und unweigerlich verschliesst man sich. Nur leider kann der Körper da nicht alles verkraften und gibt eben doch Wahnsignale ab. Genau hier steigen wir ein und erleben eine Verwandlung in fünf Akten erzählt. Zuerst der Schmerz und der total Absturz, sein komplettes Leben löst sich auf und dann versucht er Schritt für Schritt sein Leben neu anzugreifen und Herr seiner Schmerzen zu werden.
Der Schreibstil von diesem Autor ist einfach wunderbar und lässt sich so weg lesen, obwohl das Thema nicht unbedingt einfach ist. Er lässt seinen Protagonisten, sein Leben neu betrachten und dies beschreibt er so gefühlvoll mit nostalgischen Rückblenden. Dann nimmt er vieles mit Humor und Ironie auf die Schüppe und lässt einen manchmal mit melancholischen Gedanken zurück. Ich glaube jeder findet ein Stück von sich selbst in diesem Buch wieder und obwohl viele noch nicht in dem Alter sind, erkennt man sich selbst, oder seine Umgebung. Das Buch und seine Geschichte machen aber sogleich auch Mut, denn ein Neuanfang ist immer Möglich und man sollte einfach mehr auf seinen Körper hören.
Das Einzige was mich ein bisschen gestört hat, war der Titel und meine Vorstellung dazu. Ich finde das dieser nicht ganz so gut gewählt war, denn ich hatte eigentlich eine Liebesgeschichte erwartet und das nicht erst in den letzten 50 Seiten. Das fand ich ein bisschen mager und dabei hatte ich mir soviel drunter vorgestellt.
Trotzdem ein wunderbares Buch, zu unserer unbeständigen Zeit.