Rezension

Wenn träume Lebendig werden

Silber - Das erste Buch der Träume
von Kerstin Gier

Bewertet mit 5 Sternen

Cover

Mit wunderschön filigranen und träumerischen Motiven verzaubert das Cover von Silber auf den ersten Blick und verrät viel mehr vom Inhalt als es selbst der Klappentext tut. Denn alles, vom Schlüssel, über die Tür bis hin zu der Echse, sind Motive die im Verlauf des Buches auftauchen.  Selbst das Auge, von dem man sich in der Buchhandlung vielleicht doch etwas Paranoid verfolgt fühlt, hegt ein Geheimnis, vielleicht auch zwei.
Alles in allem ist es für mich wirklich selten das ein Buch mich alleine vom Cover schon so unglaublich angezogen hat.

 

Handlung

Es geht nach London!
Für die 15 jährige Liv Silber und ihre Schwester Mia beiweiten nichts neues. Ziehen sie doch regelmäßiger um als andere ihre Unterhosen wechseln. Diesmal jedoch ist etwas anders. Die Mädchen freuen sich darauf. Steht doch ein Landhaus samt Garten in Aussicht. Dem neuen, schon umwerfend geplantem, Leben steht nichts mehr im Weg ...

 

"Es gibt eine kleine Planänderung, ihr Mäuse“, sagte sie nach der Begrüßung, und obwohl sie dabei strahlend lächelte, stand ihr das schlechte Gewissen deutlich ins Gesicht geschrieben." s.15

Die Planänderung nähert sich dann auch prompt.
Darf man Vorstellen? Ernest Spencer, der neue Freund ihrer Mutter.
Liv und Mia sind fassungslos. Daran kann nicht einmal ihr süßer Stiefbruder Grayson oder die etwas bissige Florence etwas ändern. Als dann auch noch die Rede vom zusammenziehen ist, sträubt sich Liv mit Händen und Füßen sodass das Essen schlussendlich mit einem tollpatschigem Bad in kalter Limonade und einem höchstens drei Nummern zu großem Pulli von Grayson endet.
Klar das sie ein solches Theater bis in die Träume verfolgt. Sie träumt von Grayson und drei anderen Jungs, einem Friedhof und einem unheimlichen Ritual in dessen Mitte sie mehr oder weniger galant hineinstolperte.
 

"Gerade war ich noch eine Schleiereule, ehrlich", versicherte ich ihnen. (S. 94)

Und wieso interessierten sich plötzlich vier Jungs dafür ob sie noch Jungfrau war?
Das wirklich merkwürdige daran ist aber nicht das sich am nächstem Tag plötzlich vier Jungs dafür interessieren ob sie noch Jungfrau ist, sondern vielmehr das sich alle daran erinnern konnten. An einen Traum den nur Liv hatte. Und genau da beginnt es spannend zu werden ...  

 

Schreibstil

Frech, direkt, sarkastisch ... einfach 15. So begrüßt uns Silber zwischen seinen Zeilen. In jugendlich-leichter Sprache und immer gewürzt mit Ironie und flotten Sprüchen, entführte mich Kerstin Gier in ihre Traumwelt. Es ist einfach sich zwischen Liv und den Träumen wohl zu fühlen und es sich gemütlich zu machen. Das einzige Minus-Kriterium war, dass es doch verdammt schwer ist einfach mal den Deckel zu zuklappen und so unwichtigen Dingen wie der Nahrungsaufnahme nach zu kommen. ;)

 

Charaktere

Es scheint als hätte Kerstin Gier viel Wert darauf gelegt fast jeden Charaktertyp zu vertreten. Von der etwas kindlich-naiven Liv, über den großen Bruder-Komplex-besitzenden Grayson, das hochnäsige Prinzeschen ... usw.  (Und das sind nicht einmal alle!) Das ein oder andere Klischee springt einen zwar fast an, aber passen tut es dennoch irgendwie. *Mysterien :3* Einziger kleiner Minuspunkt war das die vier Typen alle blond waren und ich ein paar Seiten brauchte um zu erkennen wer den nun wann genau gemeint war. Blond war ab einem gewissen Grad einfach kein eindeutiges Definitionsmerkmal mehr. Aber wie gesagt, ein paar Seiten und man hatte schnell die eigenenarten der Charakter und ihren Sprachstil heraus. Alles im allen passt diese Kunterbunte Mischung aber einfach zusammen. Mehr als das sogar, denn wenn man plötzlich im letzten Teil ist klappt einem schon die Kinne als man erfährt das ...  Hah! Jetzt dachtest du ich verrate was, ne? Nein-nein, die Überraschung des Charakters musst du selber ergründen. *lach* :3

 

Meinung

Wenn ein Buch einem seltsame Blick im Bus einbringt,weil man vor Lachen schon Bauchschmerzen hat, ist es für mich definitiv etwas besonderes. Du glaubst es nicht? Dann stell dir doch bitte in der kuriosesten Art und Weise Lateinprobleme innerhalb einer Patchworkfamilie vor, nimm diese hoch fünf, kreuze sie mit dunklen Geheimnissen und komm so vielleicht annähernd dahin wo Silber mich in einigen wundervollen Stunden hingetragen hatte.  Sprache, Charakter. Einfach wunderbar. Dabei war es mein erstes Mal mit Kerstin Gier gewesen. Die Edelsteintrilogie staubte langsam vor sich hin in meinem Regal und selbst jetzt kann ich nicht sagen was mich dazu bewogen hatte bisher immer ein anderes Buch aus dem Regal zu ziehen. Was auch immer es war, es wurde gefeuert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Denn wenn es nur annähernd so witzig und Lustig sein sollte wie Silber werden es wohl wieder einige schlaflose Nächte werden. Liv als Protagonistin war mir vom erstem peinlichem Moment auf dem Flughafen Sympathisch. Sie war wie man eben mit 15 ist. Nicht übermächtig mit 1001 Spezialfähigkeit, sondern wie du und ich mit Ängsten und Momenten in denen sie sich einfach wünschte der Boden möge sie verschlucken. Und genau wie jeder andere musste auch sie die täglichen großen und kleinen Kämpfe mit Eltern, Schule und Jungs, bestreiten. Aber was rede ich da. Nicht nur täglich, sondernnatürlich auch nächtlich. Denn im Vordergrund stehen die verrückten Träume. Was steckt dahinter? Was ist real? Wird sie vielleicht einfach nur irre? In rasantem Tempo nimmt die Geschichte ihren Lauf und auch wenn sich der "Feind" die ganze Zeit eher im Hintergrund hält, tut es der Spannung doch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, sind es doch gerade die Rätsel die einen vor Neugierde Seite um Seite verschlingen lassen.