Rezension

Wenn wir nicht bekommen, worum wir verzweifelt bitten

Selbst wenn du mich vergisst - Laura Story, Jennifer Schuchmann

Selbst wenn du mich vergisst
von Laura Story Jennifer Schuchmann

Bewertet mit 4 Sternen

Laura und Martin sind erst ein Jahr verheiratet, als sie einen Anruf bekommt, der ihre Lebensträume zerstört. Dabei hat sie doch nur ganz normale Wünsche und Träume; ein schönes Zuhause, Kinder, und ein gesichertes Einkommen, damit sie bei den Kindern zuhause bleiben kann. 

Martin leidet seit einiger Zeit an merkwürdigen Symptomen; auffallend ist vor allem eine starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Mit diesem Anruf teilt er Laura mit, was sein Doktor festgestellt hat. Martin hat ein Gehirntumor. Froh wenigstens jetzt eine Diagnose zu haben, hoffen beide, dass sie nach einer OP dort weitermachen können, wo sie waren; aber es kommt anders.

Der Eingriff gelingt zwar, aber die Wunde am Kopf verheilt nicht richtig. Völlig unerwartet schwebt Martin auf einmal in Lebensgefahr. Eine Not-OP soll helfen, doch danach sind Teile seines Gehirns beschädigt. Er verlierst sein Kurzzeit-Gedächtnis, und auch seine Sicht ist nun stark eingeschränkt.

Laura und Martin beten jeden Tag verzweifelt um Heilung, und sie glauben auch, dass Gott die Macht dazu hat. Aber es geschieht keine spontane Heilung. Nur winzige Schritte zurück zum selbstständigen Leben sind bei Martin zu sehen. Laura ist nun so damit beschäftigt ihrem Mann zu helfen und finanziell für die kleine Familie zu sorgen, dass ihre Träume alle zerbrochen zu sein scheinen. 

Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Mann, der dieselbe Frage mehrmals stellt, weil er die Antwort sofort wieder vergisst? Der keine Freude mehr an Büchern und Filmen hat, weil er sich nicht an den Inhalt erinnern kann? Dessen Leben von der regelmäßigen Einnahme seiner Medikamenten abhängt, er sich aber nicht merken kann, wann er sie zuletzt eingenommen hat? Der nur schwer mit Freunden reden kann, da er sich nicht daran erinnert, was sie ihm zuletzt erzählt haben? Und ist es unter diesen Umständen überhaupt zu verantworten Kinder zu haben?

Durch diese Schwierigkeiten lernt Laura viel über Gott und sich selbst. Sie merkt, dass sie viele Mythen über Gott geglaubt hat, z.B., dass er nur nahe ist, wenn es ihr gut geht, oder dass Gott sie bestrafen will, wenn er das Gewünschte nicht gibt. Sie lernt, dass gerade die schweren Zeiten uns näher zu Gott bringen. Eine wichtige Erkenntnis für sie ist auch, dass Gott nicht nur Lebensgeschichten gebraucht, die gut ausgehen. Auch inmitten unserer Kämpfe und Schwierigkeiten können wir andere ermutigen, indem wir unsere persönliche Geschichte erzählen, auch wenn die Geschichte Versagen und Zweifel enthält.

Dieses Buch ist sehr ermutigend und hilfreich, vor allem, wenn man darunter leidet, dass Gebete nicht erhört werden. Sehr offen berichtet Laura von ihren Problemen, ihren Zweifeln und ihrem Versagen. Dabei betont sie immer wieder, dass Gott immer für uns da ist, und dass sein größter Wunsch eine Beziehung mit uns ist. So können Probleme ein Segen sein, wenn sie unsere Beziehung zu Gott vertiefen. 

Auch wenn die Erkenntnisse in der zweiten Hälfte des Buchs gut und sehr wichtig und hilfreich sind, wechselt das Buch hier unvermittelt von einem Erlebnisbericht zu einem ermutigenden Sachbuch. In diesem Teil werden mehrere biblische Geschichten betrachtet und ausgelegt. Wer in erster Linie an Lauras Erfahrungen interessiert ist, findet diesen Teil vielleicht etwas zu lang. Schade ist, dass der Leser nur wenig über Martins Sicht der Krankheit erfährt.

Fazit: Eine junge Ehe und ein sehr schweres Schicksal, an der diese Ehe zu zerbrechen droht, lehrt die Autorin fest auf Gott zu vertrauen. Ihr Glaube wird durch die Schwierigkeiten echter und lebendiger, sodass sie schließlich auch das Schwere als Segen Gottes annehmen kann. Ein sehr ermutigendes Buch, vor allem wenn Gott Gebete nicht so erhört, wie wir uns das wünschen würden.