Rezension

"Wenn wir uns trennen, bleiben wir uns"

Weit über das Land - Peter Stamm

Weit über das Land
von Peter Stamm

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte einer Flucht aus dem Alltag

Peter Stamm beschreibt die Ereignisse aus den Perspektiven von Thomas und Astrid, seinen Protagonisten.

Thomas ist sich seiner Entscheidung sehr sicher. Er verlässt seinen Wohnort zuerst scheinbar ziellos, achtet sorgfältig darauf, nicht gesehen zu werden und beginnt erst im Laufe seiner Wanderung, einen Plan für die nähere Zukunft zu machen. Interessant ist, dass Thomas nahezu keine Spuren hinterlässt, es gibt sogar nur wenige Fotos von ihm.

Astrid ist zunächst völlig hilflos, weil sie die Beweggründe nicht versteht. Im Laufe der Zeit tritt die Bewältigung des Alltags in den Vordergrund, ihre Gefühle für Thomas verändern sich jedoch nicht.

Peter Stamm erzählt den Weg, den Thomas in den ersten Tagen nimmt, sehr detailliert und präzise. Dies gilt auch für Astrid, die den Alltag mechanisch erledigt, sie funktioniert. Überhaupt nehmen diese ersten Tage fast zwei Drittel des gesamten Romans ein. Die darauf folgenden zwanzig Jahre bis zum überraschenden (?), offenen Ende sind dem letzten Drittel zu entnehmen.

Der Autor schreibt nüchtern, sachlich, distanziert. Er beobachtet seine Protagonisten ohne zu bewerten und lässt den Leser daran teilhaben.

Es ist ein Roman, auf den man sich einlassen muss, keine Lektüre für zwischendurch. Ein Roman, der die Frage nach dem Sinn des Lebens aufwirft - und nicht beantwortet. Ein Roman, der den Leser nachdenklich zurück lässt.