Rezension

Wenninger ist mehr

Das Herz der Zeit: Die unsichtbare Stadt - Monika Peetz

Das Herz der Zeit: Die unsichtbare Stadt
von Monika Peetz

Bewertet mit 3 Sternen

„Es fühlte sich an wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich, wie eine Eins in Mathe, nackte Füße im warmen Sand, Gewinnen bei Monopoly, wie alles Gute, das ihr je passiert war.“ (aus „Das Herz der Zeit – Die unsichtbare Stadt“ von Monika Peetz)

 

Lenas Leben ist alles andere als rosig. Ohne ihre Eltern ist sie bei einer Tante aufgewachsen, die mit ihren eigenen beiden Töchtern allerdings genug zu tun hat, und so wird Lena oft benachteiligt und muss häufig Fehler anderer ausbaden. Was wäre also, wenn sie die Zeit mithilfe einer ungewöhnlichen Uhr zurückdrehen und ändern könnte? Würde sie ihre Eltern vor ihrem tödlichen Unfall bewahren können? Und was spielt Dante, der Junge mit den verwirrenden Augen, für eine Rolle in dieser Scharade?

 

Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich einem Hype zum Opfer gefallen bin und es bereue. Auf dieses viel gelobte Buch hatte ich mich sehr gefreut und auch entsprechend hohe Erwartungen, allerdings kam recht bald die Ernüchterung.

 

Die Erzählperspektive wahr sehr unpersönlich, sprich, keine Ich-Perspektive, und auch die Erzählerwechsel zu Nebencharakteren, die eigentlich sonst immer für angenehme Abwechslung sorgen, haben mich in diesem Fall nicht wirklich begeistern können. Allen voran Dante, den männlichen Protagonisten empfand ich als langweilig und unsympathisch, deshalb mochte ich die Abschnitte aus der Sicht auf ihn auch nicht.

Der Erzählton war sehr einfach und fast schon kindlich, vielerorts wurde von anderen Lesern angemerkt, es sei nicht dem Alter der Protagonistin entsprechend, und dem kann ich mich anschließen. Man hatte teilweise das Gefühl, dass eine 12-Jährige die Story erzählt, und kein Teenager von 15 (?) Jahren, bei solchen Szenen wie beim „Küssen spielen“ mit Dante ging es eher noch weiter Richtung Kindergarten, da konnte ich wirklich nur den Kopf schütteln.

 

Das Thema Zeitreisen ist an sich ein sehr spannendes, bei dem man als Autor aber echt aufpassen muss, dass man sich nicht in Widersprüchen verzettelt. Aber in diesem Buch war es eher fragwürdig, welchen Zweck die Reisen erfüllen sollen. So richtig auf die Fragestellung „Warum?“ wurde nie eingegangen, wieso es Zeitreisende gibt und woher sie kommen, weiß keiner. Sie leben in einer Art Stadt, in der ein stetiges Kommen und Gehen herrscht, jeder achtet nur auf sich selbst und kümmert sich nicht um seine Mitmenschen. Ich habe mich in diesem Setting so gar nicht wohl gefühlt, zu keiner Zeit, es war einfach zu unpersönlich und kalt.

 

Ebenso wie die Stadt mir unsympathisch war, mochte ich auch die Charaktere nicht. Lena war zu kindisch und steckt Bemerkungen von ihrer Tante viel zu oft einfach weg anstatt sich zu wehren, Dante ist zu schräg. Auf der einen Seite war er in manchen Situationen super langweilig, auf der anderen Seite macht er Dinge, die keiner nachvollziehen kann, wie zum Beispiel Lena mit der Welt der Zeitreisen zu konfrontieren und sie dann mit tausend Fragen allein zurückzulassen.

Sauer aufgestoßen ist mir auch Lenas „Familie“, da ist einer schlimmer als der andere. Die Tante ist dauergestresst und benimmt sich Lena gegenüber furchtbar, die Cousinen filmen sie im Badezimmer und tanzen ihr auf der Nase herum. Die Einzige, auf die Verlass ist, ist Lenas beste Freundin Bobbie, ein wirklich cooles Mädchen mit einem Hang zum Sarkasmus und einer Schwäche für die Wissenschaft.

 

Das Ende des Buches war ebenfalls sehr unbefriedigend. Für alle geht es irgendwie gut aus, wie eine Art erzwungenes Happy End, allerdings ohne eine einzige Frage zu beantworten, die der Leser sich im Laufe der Geschichte stellt. Es läuft alles darauf hinaus, dass man den zweiten Band lesen muss, um vielleicht einiges aufzuklären, was tiefer geht.

 

Mein Fazit:
Viel Potenzial, wurde aber nicht ausgeschöpft. Ich finde, der Hype um dieses Buch wird ihm nicht gerecht, leider.

Zu kindische Protagonisten, unsympathische Charaktere, kaltes, herzloses Setting.. mehr als 3 Sterne sind da nicht drin, auch wenn sich das Buch sehr flüssig lesen ließ und selten langweilig war.