Rezension

Wer auf den dritten Band der "Bösenschreck"-Reihe spekuliert, tut das nicht ohne Grund: der zweite Teil war wieder "fabelhaft". Weiter so!

Bärenklau - Ralf Waiblinger

Bärenklau
von Ralf Waiblinger

Bewertet mit 5 Sternen

Bärenstarker Hund zurück auf der Krimi - Bühne.

Wäre Spekulantius Bösenschreck nicht ein Malheur passiert, als er den Luggeleskäskuchen für seine Gattin Barbarella backen wollte, hätte er sich nicht in sein Auto schwingen müssen, weil er zum Stammhaus der Zuckerbäcker Koriander fahren musste, um Ersatz für die missglückte Torte zu holen. Und dort erschien er zur rechten Zeit, denn was er vorfand, war selbst für ihn, den harten Hund, eine zutiefst erschütternde Situation. Die Katzen, Margarina und Oblabert Koriander, seine Adoptiveltern, saßen innerlich gebrochen und in Tränen aufgelöst vor ihrem geöffneten Safe. Auf den ersten Blick schien es ihm, als sei alles Wichtige noch vorhanden, bis seine grauen Zellen eine entsetzliche Wahrheit registrieren mussten: es fehlte der Schatz der Familie, das Werk, auf dem die ganze Dynastie aufgebaut war. Das Koriandersche Familienbackbuch war Opfer eines schnöden Diebstahls geworden, das Geheimnis zur Herstellung duftender, süßer Spezialitäten war jäh der Exklusivität entrissen und nun vermutlich in den respektlosen Händen gewinnsüchtiger Banausen, eine hundsgemeine Tragödie unabsehbaren Ausmaßes. Der elterliche Katzenjammer griff Spekulantius ans Herz, und die beleidigende Gleichgültigkeit, mit der sein Nachfolger, Kommissar Butscher, dieses Verbrechen registrierte, sorgte für die Auferstehung aller kriminalistischen Instinkte, die während seiner Ehe mit Barbarella Piepenbringts im tatenlosen Wohlstand vor sich hingedümpelt hatten. Seine Spürnase hatte schnell wieder Witterung aufgenommen, sein Jagdinstinkt war immer noch ungebrochen, wie zu der Zeit, als er einer verbrecherischen Hasenbande eine gepfefferte Breitseite geboten hatte. Seine Methoden waren auch jetzt wieder ungewöhnlich, wenn auch ab und zu sogar legal. Als dem dreisten Raub allerdings noch ein Mord folgte, der offensichtlich in enger Verbindung zu der entwendeten „Feinschmecker-Bibel“ stand, hatte der furchtlose Ermittler im Handumdrehen selbst die Meute im Genick, die ihm das Fell über die Ohren ziehen wollte, und das würde er sicher nicht unbeschadet überleben. Gehört er, wenn am Ende das „große Halali“ erklingt, auf die Seite der Sieger oder haben die Bösewichte ihn „zur Strecke“ gebracht?
Wieder einmal ist hier im Waiblingerschen Atelier ein besonderer Tierkrimi entstanden, dessen kunterbunte Personen – so möchte ich sie einfach gerne bezeichnen – in Worten und Bildern für absolut unterhaltsamen Lesegenuss sorgen.
Abgesehen von der passenden Namensgebung für die Protagonisten, die sich den Lesern ironisch, intelligent und ausgezeichnet beobachtet erschließt, überzeugt der flüssige, gewandte Schreibstil des Autors. Die flott angelegte Handlung ist voll Spannung, Humor und schlagfertigem Witz, der den liebenswerten Hauptdarstellern – wie uns die phantastischen Skizzen zeigen - wunderbar zu Gesicht steht.
Um im literarisch-fabulierenden Metier des Buches zu bleiben, möchte ich zum Schluss sagen, dass es nicht das geringste Fitzelchen in diesem Roman herauszukramen gibt, das mir nicht gefällt – ich fände selbst dann keines, wenn ich es mit der Lupe suchen würde.
Aber diese Erfahrung sollten Sie selbst machen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.