Rezension

Wer Band 1 geliebt hat, wird von dieser Fortsetzung absolut begeistert sein

Die Luna-Chroniken 02: Wie Blut so rot - Marissa Meyer

Die Luna-Chroniken 02: Wie Blut so rot
von Marissa Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

„Sie konnte nichts dafür, wie sie war. Sie hatte nichts damit zu tun. Wenn man sie vor die Wahl gestellt hätte, hätte sie sich ganz bestimmt nicht dafür entschieden. Lunarierin. Cyborg. Flüchtling. Gesetzlose. Ausgestoßene.“ (S.308)

Zwei ganze Wochen ist Scarlets Großmutter nun schon verschwunden. Entführt? Tot? Die Leute im Dorf sagen, sie sei sicher abgehauen. Sie sei ja sowieso verrückt. Aber für Scarlet ist Grandmère alles – von ihr hat sie gelernt, wie man ein Raumschiff fliegt, Bio-Tomaten anbaut und seinen Willen durchsetzt. Dann trifft Scarlet einen mysteriösen Straßenkämpfer – Wolf. Er fasziniert sie; doch kann sie ihm trauen? Immerhin: Die reißerischen Berichte über Cinder und das Attentat auf Prinz Kai hält Wolf ebenso wie sie für Quatsch. Aber irgendein Geheimnis verbirgt der Fremde …

Meine Meinung

  • Handlung/ Verlauf der Geschichte

Kaum hatte ich das Buch aufgeschlagen und mit lesen begonnen, war ich schon wieder in Marissa Meyers wunderbare Märchen-Science Fiktion Welt abgetaucht.

Im ersten Kapitel treffen wir sogleich auf Scarlet, deren Großmutter nun schon seit fast zwei Wochen spurlos verschwunden ist. Scarlet macht sich natürlich schreckliche Sorgen, da sie nicht glauben kann, dass ihre „Grand-mére“ freiwillig gegangen ist. Für die Polizei ist der Fall hingegen abgeschlossen, sodass Scarlet nichts anderes übrig bleibt als sich selbst auf die Suche zu machen. Währenddessen ist es Cinder mithilfe eines weiteren Häftlings gelungen aus dem Gefängnis in Neu-Peking auszubrechen. Nun befindet sie sich auf der Flucht, fest entschlossen das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen.

Und so verfolgt man gespannt wie es für Scarlet weitergeht. Jeder neue Hinweis wird sorgfältig wahrgenommen und nach und nach zu einem ganzen zusammengefügt. Gleichzeitig behält man aber auch Cinder im Auge und fiebert mit ihr mit.

Die Stimmung allgemein ist zum Zerreisen angespannt, nicht nur wegen der gefährlichen Magie, mit der die Lunarier die gesamte Menschheit versklaven könnten…Nein, König Levana lässt ihre Truppen zusammenrufen damit sie sich zum Angriff auf die Erde vorbereiten. Sollte Cinder nicht rechtzeitig gefunden werden, wird ihre Geduld endgültig am Ende sein. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich, es gibt keine einzige ruhige Minute. Mit jeder Seite, die an einem vorbeirast, wird das Buch mehr und mehr zum mitreißenden Pageturner, dessen Sog man sich nicht mehr entziehen kann. Viele überraschende Wendungen haben dafür gesorgt, dass mein Herz wie verrückt gepocht hat und damit auch nicht mehr aufhören wollte. Ich war wirklich begeistert, wie Marissa Meyer mit meinen Emotionen gespielt und mich an meinen Einschätzungen hat zweifeln lassen.  

Die Protagonisten sind vielen und auch größeren Gefahren als in Band 1 ausgesetzt, sodass die Spannung wirklich von Seite zu Seite wächst. Immer wieder speist einen die Autorin mit kleinen Informationen und Hinweisen, baut hier und da auch einige Märchenelemente ein. Dadurch kam das Ende leider viel zu schnell und mir bleibt jetzt nichts anderes übrig als der Veröffentlichung von  „Wie Sterne so golden“ ungeduldig herbei zu fiebern.

  • Schreibstil

Marissa Meyers locker leichter Schreibstil lässt einen wieder förmlich durch die Seiten fliegen. Man verliert sich in ihren einfachen, aber dennoch stimmungsvollen Beschreibungen und möchte am liebsten gar nicht mehr aus ihrer Welt auftauchen. Es ist unglaublich toll, wie sie die wichtigsten Details aus Rotkäppchen in die Geschichte eingewebt hat. Spannung steht dieses Mal besonders im Fokus, da sich die Situation durch Cinders Flucht enorm zugespitzt hat. Die Königin von Luna plant ihren Angriff auf die Staaten der Erde und dieses Mal sind das nicht nur leere Worte. Sogar über einige Actionszenen darf sich der Leser freuen. Die kleine Liebesgeschichte zwischen Scarlet und Wolf verspricht zudem ein paar schöne und romantische Szenen, die jedoch noch ein wenig intensiver werden könnten. In Erinnerung sind mir besonders die Gespräche zwischen Cinder und Thorne geblieben. Sie sind humorvoll und voller Sarkasmus, was die angespannte Atmosphäre wenigstens für aufgelockert. Ein Beispiel:

“Na gut”, grummelte Cinder schließlich. “Du bist ziemlich schnell drauf gekommen.”
Thorne grinste erleichtert. “Das ist wieder so ein Moment zwischen uns, stimmt’s?”
“Wenn du unter einem Moment verstehst, dass ich das erste Mal, seit wir uns kennengelernt haben, nicht den Impuls verspüre, dich zu erwürgen, dann hast du wahrscheinlich Recht.”Cinder sackte wieder auf dem Boden zusammen. “Aber vielleicht bin ich auch nur zu erschöpft, um irgendwen zu erwürgen.”
“Das kann ich wegstecken”, sagte Thorne.“

  • Charaktere

Scarlet ist eine starke, selbstbewusste junge Frau, die sich nicht so leicht einschüchtern, geschweige denn sich irgendetwas gefallen lässt. Sie ist sehr temperamentvoll und kann ihre Wut manchmal nicht so ganz zügeln. Dafür würde sie für die Menschen, die sie liebt wirklich allen tun. Vor allem für ihre Großmutter Michelle, ihrer einzigen Bezugsperson, nachdem ihre Mutter sie verlassen und ihr Vater Alkoholiker geworden ist. Darum hat sich Scarlet fest in den Kopf gesetzt sie wieder zu finden. Doch auf ihrer Suche wird Scarlet damit konfrontiert, dass ihre Großmutter nicht immer ehrlich mit ihr gewesen ist, sondern ihr einiges verschwiegen haben muss. Scarlet war eine richtig tolle Protagonistin und ich freue mich sehr auf das Wiedersehen in den nächsten beiden Bänden. 

Wolf ist ein großer, starker und brutaler Straßenkämpfer, der jedoch auch seine weiche Seite hat. Bei einem seiner Besuche in Gilles Gaststätte lernt er durch Zufall Scarlet kennen. Als sie ihm wenig später von ihrer verschwundenen Großmutter erzählt, bietet er ihr an sie zu begleiten, da er genau weiß wer hinter ihrem Verschwinden steckt...Auch Wolf hat mir eigentlich richtig gut gefallen, obwohl er ziemlich geheimnisvoll, ja auch ein wenig seltsam ist (Wer weiß z.B. nicht, was Tomaten sind?). Zwischenzeitlich habe ich das ein oder andere mal an ihm gezweifelt, ob er Scarlet wirklich helfen möchte...

Cinder gewöhnt sich nur langsam daran, wer sie wirklich ist, besonders wenn es um ihre Fähigkeit geht. Einerseits ist sie auf der Flucht sehr nützlich, doch andererseits schockiert es Cinder zutiefst wie leicht ihr die Manipulationen mittlerweile von der Hand gehen. Insgesamt ist sie allerdings um einiges selbstbewusster geworden. Ich bin gespannt wohin die Reise mit ihr letztendlich hinführen wird.

Zum Schluss möchte ich noch Kapitän Thorne erwähnen, obwohl ich nicht weiß wie ich ihn beschreiben soll :D Ich fand ihn und seine ganze Art einfach nur grandios. Er ist der  charmanteste Kleinkriminelle, den es gibt. Mit seinem Humor und Charme hatte er mich wirklich schnell um den Finger gewickelt.

Mein Fazit

Mit „Wie Blut so rot“ ist es Marissa Meyer gelungen mich noch ein Stückchen mehr zu begeistern ihrem ersten Teil der Luna Chroniken. Von der ersten Seite war ich wieder in ihre faszinierende Welt eingetaucht, super gespannt wie es mit Cinder weitergeht. Doch  zunächst machen wir die Bekanntschaft mit Scarlet und begleitet sie auf ihrer Suche nach ihrer Großmutter. Dabei wächst die Spannung wirklich von Seite zu Seite wächst. Indem die Autorin ihre Leser immer wieder mit kleine Informationen und Hinweisen versorgt, wird die Neugier stets aufrecht gehalten. Alle, die „Wie Monde so silbern“ geliebt haben, werden von dieser Fortsetzung absolut begeistert sein.