Rezension

Wer das nicht liest

Wenn ich jetzt nicht gehe - María Dueñas

Wenn ich jetzt nicht gehe
von María Dueñas

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover, so blassrosa wie jemand der kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch steht, zeigt ein sich schmalzig anschmachtendes Paar unter einem Regenschirm, dessen Rotton im erwähnt wässrigen rosa wie ein Ertrinkender um Hilfe zu schreien scheint. Dazu staksen die orange roten Buchstaben des Titels und Autors hervor und verkünden: "Wenn ich jetzt nicht gehe". Himmel hilf! Die Übersetzung des Originaltitels ist sowas von unglücklich gewählt, und die Gesamtheit dieses ersten schmerzlichen Anblicks von einem verunstalteten Buchgesicht, hätte mich diese wunderbare Geschichte fast verpassen lassen. 

Mauro Larrea ist in Mexico Stadt in aller Munde. Attraktiv, verwitwet und wohlhabend steht er im Glanze der Gesellschaft. Bis ihn eine Nachricht ereilt, die seinen finanzielllen Ruin bedeutet. Um sein Gesicht nicht zu verlieren, versucht er seine Situation zu verheimlichen. Die vertrakte Lage zwingt ihn dazu, Mexiko zu verlassen. Ein Neustart steht an. Und Soledad Montalvo kommt plötzlich aus dem Nichts.
Die spanische Bestsellerautorin Maria Duenas lässt ihrer Hauptfigur keine einzige ruhige Minute. Sie führt den unerschrockenen Mauro charmant und mit Überzeugung von einem ins nächste Abenteuer und lässt ihn dabei immer am Rande des Abgrundes balancieren. Da kann einem der arme Kerl schon einmal leid tun. Abstrus humorvolle Szenen, die im 18 Jahrhundert eine Welle der Entrüstung ausgelöst hätten, bedingen, dass man auch als Leser kaum zum Atmen kommt, geschweige denn das Buch aus der Hand legen möchte. 
Eine wundervolle Geschichte in anspruchsvoll blumiger Sprache mit einem Protagonisten zum Verlieben, der zeigt, dass immer und überall alles möglich sein kann.