Rezension

Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen

Eine Handvoll Asche - Abir Mukherjee

Eine Handvoll Asche
von Abir Mukherjee

Bewertet mit 5 Sternen

Auch im dritten Band der Reihe mit Captain Sam Wyndham, dem Ex-Detective von Scotland Yard, und seinem Assistenten Sergeant Surrender-not Banerjee bleibt der Autor Abir Mukherjee seinem außergewöhnlichen Setting treu und verarbeitet einmal mehr ein Stück britischer Kolonialgeschichte in einer spannenden Krimi-Story. Handlungsort ist wieder Kalkutta, wir schreiben das Jahr 1921. Indien erwacht allmählich aus seinem Dämmerschlaf, will nicht länger unter dem Joch der Kolonialmacht leben. Die Bestrebungen nach Unabhängigkeit nehmen zu. Indische Gruppen organisieren sich, Unruhen kündigen sich an, die eine Gefahr für den bevorstehenden Besuch des Prince of Wales darstellen. Man fürchtet um dessen Leib und Leben, muss die Aufständischen in Schach halten

Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich Wyndham herumschlagen muss. Sein Rauschmittelkonsum bringt ihn in eine prekäre Lage. Nichts mit seligem dahindämmern, sondern Flucht vor den eigenen Kollegen bei der Razzia in einer Opiumhöhle, wobei er über eine brutal verstümmelte Leiche stolpert. Noch ahnt er nicht, dass dies nur der Auftakt einer Reihe grausamer Ritualmorde ist, bei deren Aufklärung dem Ermittlergespann von offizieller Seite jede Menge Steine in den Weg gelegt werden.

Ein historischer Kriminalroman vom Feinsten. Auf der einen Seite ist es natürlich die „exotische“ Kulisse mit all ihren politischen, ethnischen und gesellschaftlichen Spannungen, der Pracht und dem Elend dicht nebeneinander, die Mukherjees Roman zu etwas besonderem macht, nicht zu vergessen die liebevoll gezeichneten Charaktere mit ihren Stärken und Schwächen. Zum anderen hält dich der Autor eng an die historisch verbrieften Fakten und setzt diese gekonnt in seiner Story ein. Und vielleicht weckt er so auch bei dem einen oder anderen Leser Interesse, sich – gerade in Zeiten des Brexit scheint mir das wichtig - über die Krimihandlung hinaus mit der Thematik des britischen Empire zu beschäftigen. Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen.