Rezension

Wer hat je etwas von Andrew Haswell Green gehört?

Der große Fehler -

Der große Fehler
von Jonathan Lee

Bewertet mit 3 Sternen

Nun, ich! Jetzt! Weil ich das Buch, das diesem "leisen" Gentleman aus Worcester ein Denkmal setzen will, gelesen habe. Andrew, verlässt schon mit 15 Jahren sein Elternhaus, um eine Händlerlehre unter schlechtesten Bedingungen in New York zu beginnen. Dort lernt er auch den späteren Präsidentschaftskandidaten Samuel Tilden kennen, der ihm eine unzuverlässige Stütze für seinen weiteren Lebenslauf sein wird.

Doch zunächst einmal wird Andrew Green am 13. November 1903 vor seinem Haus in Manhatten von Cornelius Williams erschossen. Er wurde 83 Jahre alt, war erfolgreicher Streiter für das Greater New York, Mitbegründer des Central Parks und zahlreicher anderer Projekte. Inspector McClusky muss nun ermitteln. Green schien nicht bei allen beliebt gewesen zu sein und bei der polizeilichen Recherche erfahren wir von Greens bewegter Vergangenheit, seinem Aufenthalt auf einer Zuckerplantage in Trinidad, seiner Freundschaft zu Tilden, seinem Aufstieg vom Händler zum Anwalt und schließlich zum einflußreichen Mitgestalter der Stadt.

Dabei erfahren wir in zahlreichen Nebenschauplätzen vom bunten Treiben in der Stadt, von Prostitution, Korruption, unterdrückter Homosexualität, offensichtlichem Rassismus und auch der grenzenlosen Möglichkeiten des Tellerwäschers zum Millionär - diese aber nur, wenn man sich geschickter Wahrheiten bediente und/oder die richtigen Leute kannte.

Leider verliert sich Lee in diesem Labyrinth und vergisst dabei die eigentliche Hauptfigur und ihr Schaffensgebiet, der Stadtplanung. Da helfen die Kapitelüberschriften, die den Central Park Gates entlehnt wurden wenig weiter. Auch die Ermittlungsarbeit des Inspectors irrt und eiert durch die Story und hilft nicht wirklich, die Spannung aufrecht zu halten. Sie lässt uns nur tiefer in den Großstadtsumpf des angehenden 20. Jahrhundert sinken und dann staunen, welch monumentalen Blüten doch daraus erwachsen sind.

Weder ein Denkmal für den Stadtvater, noch ein spannender Krimi, vielleicht ein wenig Atmospäre für New York Liebhaber ist mit diesm Buch gewonnen, welches meiner Meinung nach dringend einer Überarbeitung bedurft hätte. Mir mutete es zeitweise wie eine Rohfassung eines Romans an und die paar vom Verlag "übersehenen" Fehler im Satz verstärkten diesen Eindruck noch.

Man muss sich beim Lesen sehr konzentrieren und Punkte, die einen interessieren, selbst recherchieren, dann wird vielleicht ein Ei daraus, das aber weder Green, noch New York noch dem verwöhnten Leser gerecht wird. Schade.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. April 2022 um 20:09

Es zeigt sich wieder einmal, dass ein Plot nicht die schlechteste Idee ist, wenn man ein Buch schreiben will. Danke Ems, sehr erhellend!

Schliemann hat ähnlich angefangen.

Ist die Ermordung verbürgt oder erfunden?

Emswashed kommentierte am 26. April 2022 um 08:54

Der Mord ist fakt, der Mörder in den Akten.... aber letztendlich wars völlig unnötig, seufz!