Rezension

Wer ist der Halbblutprinz?

Harry Potter 6 und der Halbblutprinz - Joanne K. Rowling

Harry Potter 6 und der Halbblutprinz
von Joanne K. Rowling

Bewertet mit 3 Sternen

Kommen wir erst einmal zur Gestaltung des Hörbuches. Wie die bisherigen Potter-Bände wird auch dieser Roman von Rufus Beck gelesen. (Inzwischen gibt es ja Neuauflagen des Romanes, die von einem anderen Sprecher gelesen werden. Ich empfehle aber die Beck-Lesungen!) Er schafft es an den richtigen Stellen, die passende Stimmung zu transportieren. Bei Verfolgungsjagden beginnt er schneller zu lesen, so als wäre er selbst dabei und würde die sich jagenden Charaktere beobachten. Auch Gefühle wie Trauer transportiert er wirklich gut.
Den Charakteren verleiht er die passenden Stimmen. Auch in diesem Band gibt es zwei neue Dialekte zu bestaunen. Zum einen, verleiht er Prof. Slughorn, der das Fach Zaubertränke in Hogwarts übernimmt, einen hessischen Dialekt, der mich an der ein oder anden Stelle schmunzeln ließ. Zum anderen bekommt die Wirtin des in Hogsmeade liegenden Lokals "Die drei Besen", den schweizerdeutschen Dialekt verliehen, was wirklich gut zu ihr passt. Ich bin wirklich erstaunt, wie Beck es schafft diese Dialekt-Vielfalt umzusetzen, ohne, dass der Leser das Gefühl von etwas "Aufgesetztem" bekommt.
Das Einzige was mich an diesem Hörbuch gestört hat, war, dass Dumbledore ziemlich leise synchronisiert wurde. Ich hatte oft Mühe ihn zu verstehen. Gerade, wenn er im Dialog war, wurde es dann kompliziert, weil es dann von Leise in Laut überging.

Der Inhalt der Geschichte ist auch hier wieder sehr gut umgesetzt worden. Als ich den Roman das erste Mal gelesen habe, bin ich fast wahnsinnig geworden. Der Feind befindet sich in diesem Band in den eigenen Reihen und offenbar bemerkt ihn niemand!
Was beim ersten Mal für Wut und Ärger sorgt, entwickelt sich beim zweiten Lesen eher zu Verständnis, Mitgefühl und Trauer.
Allerdings muss ich auch sagen, dass einige Spannungsfaktoren nun ihre Wirkung verloren haben, weil ich ja wusste, was passiert.

Sehr gut finde ich aber die Idee mit dem Halbblutprinzen umgesetzt. Anfangs spielt das Zaubertrankbuch nur eine Nebenrolle. Dank dem alten Schulbuch entwickelt sich Harry zu einer wahren Leuchte in dem Fach. Schnell wird er nicht nur aufgrund seiner Bekanntheit, sondern auch wegen seines Könnens Slughorns Lieblingsschüler. Irgendwann bekommt es aber immer mehr Bedeutung und erst auf den letzten Seiten des Romanes erfährt der Leser wer der geheimnisvolle Halbblutprinz wirklich ist.

Wunderschön beschrieben finde ich in diesem Potter-Band auch die Nebencharaktere, wie beispielsweise die mysthische Luna Lovegood und den zurückhaltenden Neville Longbottom. In Nebensätzen bekommt der Leser mit, wie es ihnen ergeht und dass sie eigentlich zu keiner Gruppe wirklich dazugehören.

Was den Gesamteindruck des Buches betrifft, kann ich sagen, dass er im Groß und Ganzen gut ausfällt. Das Thema der Geschichte ist auf jeden Fall getroffen, obwohl ich mir da anfangs nicht so sicher war. Allerdings konnte nicht das gehalten werden, was ich mir von dem Buch versprochen habe. In den bisherigen Potter-Bänden konnte ich in die Geschichte eintauchen und mich mitziehen lassen. Hier - obwohl sie strategisch wirklich gut aufgebaut ist - bin ich oft abgeschweift und musste einige Stellen nochmals hören. Ich denke, dass es zum einen daran lag, dass ich den Band das zweite Mal gelesen habe. Zum anderen glaube ich auch, dass hier die düsteren Seiten der Geschichte gezeigt werden und es wenig positiven Ausgleich gibt.

Dennoch kann ich den Roman jedem ans Herz legen, der wissen möchte, wie es mit dem Zaubererjungen Harry weitergeht und ob er es schafft den Dunklen Lord zu besiegen.