Rezension

Wer ist Jäger, wer Gejagter

Die Falle - Melanie Raabe

Die Falle
von Melanie Raabe

Diese Geschichte ist ein Kammerspiel, im Mittelpunkt steht Linda mit ihrem Plan, ihrer Falle! Sie nimmt das Buch ein ~ es ist ihre Geschichte, ihre Gedanken …
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive Lindas erzählt und durch ihr sehr zurückgezogenes Leben, tauchen kaum weitere Charaktere im Buch auf. Charlotte die Linda zweimal in der Woche hilft und Norbert, Lindas Verleger. Und doch erzeugt Melanie Raabe Spannung. Zunächst will man wissen welch einen Plan die Protagonisten schmiedet, wird sie ihn in ihr Haus locken können? Doch dann geschehen Dinge, die den Leser verunsichern, irritieren. Um mehrere Seiten später eine neue Wendung einzubauen.

Und dann ist da das Buch im Buch ~ Lindas Therapie, ihr Köder!
 Die Idee, sowie Umsetzung sprachen mich sehr an! Das Buch im Buch schildert den Mord. Aus der Sicht des Polizisten. Ohne dabei zu verwirren. Melanie Raabe ist es gelungen zwei verschiedene Schriftsprachen in das Buch zu schreiben. Es gibt klare Unterschiede zwischen Lindas Sichtweise und dem geschriebenen Buch von Linda.

Der Schreibstil nahm mich von Beginn an ein! Kleine und einfach Worte sind in wunderbare Sätze gespickt worden.

"Meine Welt liegt in Schutt und Asche. Ich sitze auf meinem Bett, inmitten der Trümmer […] Ich bin eine offene Wunde. Ich bin der Geruch vom rohen Fleisch."
[S. 10]

Da die Gegenwartsform gewählt wurde, habe ich lange Zeit das Gefühl Linda würde vor mir sitzen, mir ihr Leben schildern und mich an ihren Gedanken, sowie die tiefen Ängste teilhaben lassen. Ein Thriller der ruhigen Töne, aber dadurch nicht weniger spannend.

Das Linda sich in ihrem neuen Haus verbarrikadiert ist in kleinen, leisen Schritten gekommen. Und sie hat sich damit arrangiert. Bis zu jenem Tag an dem sie dem Mörder ihrer Schwester in den Nachrichten entdeckt. Sie fasst einen Plan und diesen bereitet sie akribisch vor! Sie informiert sich über das Hinterlassen von DNA-Spuren, bereitet sich mit Verhörmethoden vor & konfrontiert sich mit den eigenen Ängsten.

Linda, Lindas Buch ~ die ersten Zweifel kamen auf und dann kam der Tag der Tage, Viktor Lenzen betritt ihr Haus. Das Gespräch, sein Verlauf, die Kleinigkeiten welche Linda auffallen. All dies verunsicherte mich, ließ Fragen entstehen. Es machte mich schlichtweg Wahnsinnig! Wer ist Jäger, wer Gejagter? Was geschah damals wirklich mit Anna? Doch kaum glaubte ich es zu greifen, so kamen wenige Zeilen später neue Zweifel!

Aber auch dieser Thriller konnte mich nicht mit seinem Ende überzeugen. Dieser eine kleine Schritt, welcher Linda die Welt bedeutet kam mir zu schnell, zu einfach. Auch die letzten Seiten konnten mich nicht abholen, hier hätte sich die Autorin mehr trauen dürfen!

Aber das Ende nimmt keinen großen Einfluss auf das Spannungsvergnügen, es mindert dies nur ein wenig. Denn die Verunsicherung des Lesers und der Schreibstil von Melanie Raabe haben mich überzeugt.