Rezension

Wer ist Sally McGowan?

Das Gerücht
von Lesley Kara

Bewertet mit 4 Sternen

„Eine Lüge ist bereits um die halbe Welt gelaufen, während sich die Wahrheit noch die Schuhe anzieht.“ – Mark Twain

Joanna ist mit ihrem Sohn Alfie von London nach Flinstead, einer Kleinstadt am Meer gezogen, wo auch ihre Mutter lebt. Als plötzlich das Gerücht die Runde macht, die Kindermörderin Sally McGowan, die als Zehnjährige einen fünfjährigen Nachbarsjungen ermordet hat, würde ebenfalls in Flinstead leben, ist es mit dem ruhigen Leben vorbei. Plötzlich könnte jede der Frauen, mit denen Joanna zu tun hat, Sally McGowan sein, die nach ihrer Entlassung aus dem Arrest unter neuem Namen ein neues Leben anfing. Joanna ahnt nicht, wie nah ihr das Unheil schon gekommen ist.

Das Buch geht erst mal ganz ruhig los und lebt in diesen Kapiteln von der Paranoia, die unter den Frauen und Müttern im Ort um sich geht. Da werden Verdächtigungen ausgesprochen, Fensterscheiben eingeschmissen und Spekulationen in Umlauf gebracht, die mehr Schaden anrichten, als Joanna anfangs vermutet hätte. Plötzlich könnte jeder in ihrem Umfeld die Kindsmörderin sein – und viele benehmen sich auch seltsam, weil sie aber eigene Geheimnisse in ihrem Leben haben, die sie nicht unbedingt mit den Frauen vom Buchclub oder den anderen Muttis teilen wollen.

Das Buch liest sich spannend und ich selbst spekulierte für mich fleißig mit, wer denn nun Sally McGowan sein könnte, wobei ich immer mit dem Alter der Frauen haderte (die entweder zu jung oder zu alt waren, um Sally zu sein). All meine Vermutungen waren dahin, als die Autorin mit dem Twist um die Ecke kam, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe. Das ist richtig gut gemacht. Das Ende hätte ich in der gebotenen Form nicht gebraucht, aber es war spannend zu lesen und erklärte so einiges.

Insgesamt ein gut erzähltes und spannendes Buch mit einem überraschenden Ende, bei dem man vor allem sieht, wie Gerüchte sich verbreiten und welchen Schaden eine kleine Äußerung anrichten kann. Gut!