Rezension

Wer ist Sofia?

Sofia trägt immer Schwarz - Paolo Cognetti

Sofia trägt immer Schwarz
von Paolo Cognetti

Bewertet mit 4 Sternen

„Man konnte innehalten, eines betrachten und alle anderen ignorieren. Oder aber man verteilte sie auf dem Boden und dachte sich selbst eine Handlung aus, denn es gab keine Handlung, sondern nur Schönheit und Zufall.“ 

Dieses Zitat auf Seite 227 in diesem Buch fasst eigentlich ziemlich gut zusammen, wie die Geschichte aufgebaut ist und was einen erwartet: Nämlich keine richtige Handlung, aber doch eine aussagekräftige Message. Das Buch besteht aus einzelnen Kapiteln, die aus Sicht eines Freundes, Familienmitgliedes oder auch nur eines Bekannten von Sofia geschrieben sind. So bleibt die eigentliche Protagonistin immer auf Distanz. Wir erfahren in diesem Buch also nicht, wer Sofia wirklich ist. Was sind ihre Gedanken und Absichten? Das bleibt alles Interpretationssache. 

Man könnte meinen, dass man sich ein genaues Bild von einer Person schaffen kann, wenn man die vielen Erzählungen von den einzelnen Personen in Erfahrung bringt. Doch dem ist nicht so. Sofia hat zu jedem selbstverständlich eine andere Beziehung, demnach sind ihre Gedanken, Absichten und Gefühle niemals wirklich nachvollziehbar. 

Da man es normalerweise anders von Büchern gewohnt ist, kann ich mir vorstellen, dass es sich für viele sehr anstrengend gestaltet. Man hat halt keine „handfeste“ Protagonistin. Auch für mich war es stellenweise ein wenig mühsam, dass ich zu Beginn auch noch nicht erahnen konnte, worauf der Autor hinaus möchte. Im Nachhinein betrachtet finde ich aber den Grundgedanken von Paolo sehr schön umgesetzt, sodass ich es nicht bereut habe ein weiteres Werk von ihm gelesen zu haben.