Rezension

Wer knackt den Score?

Equilon -

Equilon
von Sarah Raich

Bewertet mit 3 Sternen

Der Anfang faszinierte mich, dann nervte Jennas naive Art

Wer in einem der Grenzländer lebt, für den zählt nur eines: Der eigene Score!
Knackt man den, darf man endlich das Elend der alten Welt verlassen und wird Teil der "einen Milliarde".
Denn hier in New Valley ist die Welt wieder in Ordnung. Hier wird man endlich für die ganzen Strapazen belohnt, die man über sich ergehen lassen musste. Denn in New Valley herrscht Equilon, ein Algorithmus ​​der für Gerechtigkeit sorgt. Hier sind alle gleich.

Erzählt wird in der Ichform abwechselnd aus zwei verschiedenen Sichtweisen.
Zum einen ist da Jenna, die endlich nach New Valley darf. Ihr großer Traum ist es, an Equilon zu arbeiten, den Algorithmus zu verbessern, und so die neue Welt noch ein Stückchen gerechter zu machen.
Ihr Teil ist so interessant, weil man mit ihr zusammen diese neue Welt kennenlernt. Wie wird nach dem Klimakollaps alles neu geregelt, und wie kommen die Menschen mit den wenigen verbliebenen Ressourcen klar?

Der andere Erzählstrang handelt von Dorian. Er befindet sich immer noch im fast unbewohnbar gewordenen Old-L.A.
Die Ressourcen sind mehr als knapp, daher wird alles strengstens geregelt.
Wer es aus dieser Misere schaffen will, muss den Score knacken.
Einem gewissen Umstand ist es zu verdanken, dass Dorian Maggie kennenlernt. Und Maggie soll er nach New Valley bringen. Auf illegalen Wegen.

Besonders die erste Hälfte des Buches hat mir gut gefallen.
Durch die zwei Perspektiven wird der Unterschied der Klassen deutlich.
Die Zukunftsvisionen der Autorin fand ich gar nicht so weit hergeholt, zumindest den Teil mit den Grenzländern.
Im Laufe der Geschichte fand ich besonders Jenna ziemlich taff. Das muss sie ja auch sein, wenn sie es aus eigener Kraft schafft, in die eine Milliarde aufgenommen zu werden. Ihren Teil fand ich von Anfang an spannender.
Warum also verändert sich ihre Figur so dramatisch und verwandelt sich immer mehr in ein schwaches, naives Ding, welches bei jeder Schwierigkeit ewig rumheult und selbst die einfachsten Lügen nicht durchschaut?
Jennas und Dorians Erzählstränge treffen dann irgendwann aufeinander, und ab da haben mich beide Figuren nicht mehr überzeugt. Aus unterschiedlichen Gründen.
Die einzige, die ich wirklich authentisch fand, war Maggie (die, die Dorian nach New Valley bringen soll). Ihre größte Sorge ist der Hunger und wo sie die nächste Mahlzeit herbekommt.

Besonders störend war für mich das viele Englisch im Buch. Es werden regelmäßig Teile aus englischen Songtexte zitiert, Anweisungen werden stets auf Englisch ausgesprochen, und alle neuartigen technischen Errungenschaften bekommen englische Bezeichnungen. Wenn ich Englisch könnte, bräuchte ich keine deutschen Bücher zu lesen. Ständig hatte ich Angst, etwas wichtiges für die Geschichte zu verpassen.

Weil mich die erste Hälfte wirklich faszinieren konnte und ich die Welt richtig gut durchdacht fand, vergebe ich trotzdem noch drei gute Punkte.