Rezension

Wer war Dora?

Was von Dora blieb
von Anja Hirsch

Bewertet mit 2 Sternen

Nach diesem Buch weiss man trotzdem nicht was von Dora blieb. Es ist vom Schreibstil her sehr langatmig und in Zeitsprüngen gesetzt. Schade.

Isa hat sich erstmal eine Auszeit von ihrer Ehe mit ihrem Mann Paul genommen, der eine Affäre mit einer Kollegin begonnen hatte. Sie möchte gerne mehr über die Vergangenheit ihrer Familie erfahren, speziell über ihre Grossmutter Dora die immer kühl, herrisch und bestimmend war. Aber auch ihr Vater hatte es sicherlich nicht leicht, musste er doch damals eine Napola Schule besuchen.... Isa versucht mehr über ihre Grossmutter und die Umstände ihrerseits zu erfahren.

"Auch ich brauchte unbedingt eine Pause von den toten Verwandten. "Berührungsscham", hatte mich Gustav einmal gewarnt. "Wenn die Verwandten Schlange stehen, sollte man die Flucht ergreifen". Vielleicht hatte er recht, und wir brauchten den Umweg über die Vorfahren gar nicht, um unsere eigenen Leben zu ordnen." (Seite 214)

Was von Dora blieb...leider kann ich sagen dass ich nach diesem Buch eigentlich nicht mehr von Dora weiss als zu Beginn. Im Ganzen hat mich das Buch eher enttäuscht und hingehalten, der Klappentext kommt nur ansatzweise in diesem Buch vor und erhält keinen grossen Raum.

Es gibt 3 Abschnitte und nur der letzte konnte mich zu Beginn etwas fesseln und mitreissen. Alle anderen haben einen sehr langatmigen und sehr ausschweifenden Schreibstil, man erhält eigentlich null Eindrücke, Nebensächlichkeiten werden aufgebauscht und erhalten viel mehr Raum als nötig. Zum Ende hin habe ich dann nur noch quer gelesen weil es mich null packen konnte.

Dora, die Grossmutter in diesem Buch, ist eine sehr bestimmende Frau gewesen. Warum Isa unbedingt nach ihrer Grossmutter forscht, keine Ahnung, so genau wurde das in dem Buch nicht beschrieben. Den ein oder anderen Ansatz für ein "Vielleicht" gibt es, aber dann war es das schon. Auch hat mich die Geschichte um Isa mehr gestört als weitergebracht. Sie nimmt eine Auszeit von ihrer Ehe, lernt Gustav kennen der auch irgendwie sich mit den Verwandten beschäftigt, sie kommen sich näher und ja, fertig. Dass es vielleicht Parallelen gibt zwischen Isa und Dora, dass hier einfach etwas Logik dahintersteckt - nicht erkennbar.

Dora hätte eine so interesante Person werden können denn sie hat den ersten und zweiten Weltkrieg miterlebt. Doch scheinbar ging vieles an Dora spurlos vorbei, nicht der Krieg setze ihr zu sondern die 3er Freundschaft zwischen Frantek, Maritz und ihr. Doch ihre Wege trennen sich, führen wieder zusammen, gehen neue Wege. Auch Dora blieb blass, ohne Gestalt, nichtsaussagend und unsympathisch. Was noch okay wäre wenn man mehr von Dora erfahren hätte.

Doch die Autorin bedient sich grossen Zeitsprüngen. Wir sind am Beginn des ersten Weltkrieges, dann ist er zu Ende, Dora hat scheinbar alles sehr gut und ohne Probleme verarbeitet. Dann ist 1937 und der zweite Weltkrieg zeichnet sich ab, plötzlich ist 1943 und wieder fehlen Jahre die man nicht nachvollziehen kann. Was hat Dora gedacht oder gefühlt? Wie erging es ihr? Was machte ihr Angst oder Sorgen? Darüber erfährt der Leser nichts.

Der Vater von Isa muste ein Jahr auf die Napola Schule, hier wurde es dann interessant, bewegend und schockierend wie es damals auf diesen Schulen zuging. Das war aber auch die einzige Stelle die ich super umgesetzt empfand. Der Mann von Dora war damals Direktor bei BASF, später IG Farben, jeder der sich mit dem zweiten Weltkrieg beschäfitgt weiss was sie bedeutet. Es wird zwar auch hier, angedeutet, aber gänzlich mal was aufgeklärt wird nichts.

Es ist grosses Potenzial verschenkt worden und was im Klappentext aufgeführt wurde wird hier und da "angerissen" aber mehr auch nicht. Ich weiss auch nicht was die Autorin mit ihrem Buch erreichen wollte. Ich war von diesem Schreibstil und dem ganzen Aufbau und Ablauf des Buches sehr enttäuscht und ja. Nichts für mich.