Rezension

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White Trash

Gun Love - Jennifer Clement

Gun Love
von Jennifer Clement

Bewertet mit 5 Sternen

Das literarische Stimmungsbild einer ganzen Nation.

"Seit ihrer Geburt lebt Pearl im Auto, sie vorne, ihre Aussteiger-Mutter auf der Rückbank. … Draußen vor der Windschutzscheibe ist die Welt den Waffen verfallen: Kinder wachsen mit Pistolen statt Haustieren auf, Schießübungen immer und überall, mal Alligatoren, mal den Fluss, mal Polizisten im Visier, und sonntags sitzt man beim Gottesdienst mit der geschulterter Schrotflinte in der ersten Reihe. Doch im Ford Mercury wirken andere Kräfte, hier lernt Pearl das Träumen. Bis mit Eli ein Mann auftaucht, der das Herz der Mutter stiehlt …"

Im Trailer Park, vor dem Pearl mit ihrer Mutter lebt, sind bereits die Menschen am untersten Rand der amerikanischen Gesellschaft gestrandet - Kriegsinvaliden, psychisch Kranke und mexikanische Einwanderer. Obwohl Pearl in diesen ärmlichen Verhältnissen aufwächst, wird ihr die uneingeschränkte Liebe ihrer Mutter zuteil. Sie geht in die Schule und scheint nicht unglücklich zu sein. Ihre Mutter ist leider nicht für die Härte ihres Lebens gemacht. Ursprünglich aus sehr reichem Elternhaus, haut sie mit 17 mit der kleinen Pearl ab und und hat keine andere Bleibe als den Mercury. Einige Monate lang hat sie das Leben im Auto geplant, daraus wurden jedoch 14 Jahre. Pearls Mutter ist die Liebenswürdigkeit in Person, allerdings auch sehr naiv, extrem mitfühlend und sensibel und auf der Suche nach einer starken Schulter, an die sie sich endlich anlehnen kann. Leider kommt diese Schulter mit Eli, der die Mutter ganz in Beschlag nimmt. Pearl sieht das Drama kommen, ihre Mutter nicht. So ist sie leider eines Tages zur falschen Zeit, am falschen Ort und wird erschossen. Ab diesem Moment ist Pearl völlig auf sich alleine gestellt. Den Schluss möchte ich nicht verraten, es bleibt aber die Frage offen, ob Pearl es schafft, ein besseres Leben zu leben oder bestimmt ihre Herkunft auch ihre Zukunft?

Seit langem hat mich kein Hörbuch mehr so berührt und in seinen Bann gezogen. Beim Hören musste ich mir immer wieder bewusst machen, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt. Jennifer Clement lässt mich in dem Glauben, dass es genauso abläuft bzw. ablaufen kann. Ich glaube, sie hat damit leider Recht.