Rezension

Wiborada - eine starke Frau

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada - Dorothe Zürcher

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada
von Dorothe Zürcher

Ein sehr besonderer historischer Roman

"Als Mädchen weigert sich die adlige Wiborada zu heiraten. Sie flieht ins Kloster St. Gallen zu ihrem Bruder und begibt sich auf eine gefährliche Pilgerreise nach Rom. Dort wird in ihr der Wunsch geweckt, ein religiöses Leben nach dem Vorbild der Mönche im Kloster St. Gallen zu führen - unmöglich für eine Frau im 10. Jahrhundert.
Wiborada sucht ihren eigenen Weg. Von den Geistlichen misstrauisch beäugt, endet sie nur dank ihrer Verhandlungsgabe nicht auf dem Scheiterhaufen. Sie willigt ein, sich in eine Zelle einmauern zu lassen, wo sie ihr Leben ganz der Askese widmen könne. Doch die Mönche haben nicht mit Wiboradas seherischen Fähigkeiten gerechnet.
Ein Roman über eine mutige Frau, die 100 Jahre nach ihrem Tod heilig gesprochen wurde." - soweit der Klappentext.

Dorothe Zürcher, 1973 in Zürich geboren, ist verheiratet und unterrichtet an der Oberstufe Deutsch, Geschichte und Geografie. Sie schreibt Prosa und Lyrik. Ihr Debütroman "Tamonia" erschien 2014. Zwei weitere Romane folgten. Sie lebt in der Schweiz. (Quelle: Klappentext)

Das Cover zeigt Wiborada im Gespräch mit Bischof Salomo, wie dem Buch zu entnehmen ist - perfekt für diesen historischen Roman.

Über die historische Wiborada gibt es eine zeitgenössische Quelle, die Annalen des Klosters St. Gallen, die ihren Todestag aufführt. Sie wurde durch Papst Clemens II. 1047 als erste Frau im offiziellen römischen Verfahren heilig gesprochen.

Dorothe Zürcher schreibt einen gut lesbaren und flüssigen Stil. Ihre Charaktere, allen voran natürlich Wiborada, die hier Vuiberat genannt wird. Nach einem traumatischen Erlebnis in frühester Jugend geht sie ihren eigenen Weg. Von ihrem Bruder lernt sie die Psalmen, die in Latein wieder gegeben werden. Die deutsche Übersetzung folgt unmittelbar, so dass auch Nicht-Lateiner folgen können. Das passt gut zur Geschichte und zu Wiborada.

Deren Beweggründe und Entwicklung beschreibt die Autorin nachvollziehbar.

Dorothe Zürcher hat einen ausgezeichnet recherchierten historischen Roman geschrieben, der nicht nur die mögliche Lebensgeschichte Wiboradas nachzeichnet, sondern sie in den Kontext der geschichtlichen Gegebenheiten und Ereignisse setzt.

Personen- und Ortsverzeichnis, eine Zeittafel, eine Karte vom Weg Wiboradas und ein Glossar ergänzen den Roman.

Fazit: eine absolute Leseempfehlung für diesen sehr besonderen historischen Roman