Rezension

Wichtige Grundidee, aber furchtbare Message ....

V is for Virgin - Kelly Oram

V is for Virgin
von Kelly Oram

Bewertet mit 1 Sternen

Valeria Jansen ist 17 Jahre und Jungfrau aus Überzeugung. Ihre leibliche Mutter ist ungefähr in ihrem Alter ungewollt schwanger geworden, weshalb Val für sich beschlossen hat, dass ihr Leben anders verlaufen soll und um dies zu schaffen, beschließt sie mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Als sie nach drei Monaten Beziehung ihren festen Freund darüber informiert, ist dieser alles andere als glücklich damit und beendet noch am selben Abend die Beziehung. Val ist außer sich vor Wut. Als am nächsten Tag in der Schule auch noch Gerüchte grassieren, dass ihr Exfreund mit ihr Schluss-gemacht habe, weil sie schlecht im Bett sei, platzt ihr der Kragen. Sie stellt sich vor versammelter Schule auf einen Cafeteria-Tisch und macht deutlich, dass sie niemals Sex hatte und bis zur Ehe auch keinen haben wird. Ein Schüler filmt ihren Auftritt und prompt geht dieser auf YouTube viral. Neben vielen negativen Kommentaren gibt es auch einige positive, die Val dazu bewegen einen Schritt weiterzugehen. Sie merkt, dass sie nicht die einzige ist, die mit dem Sex warten will und so ruft sie eine Kampagne ins Leben, die Menschen vermitteln soll, dass es in Ordnung ist zu warten oder abstinent zu leben, bis man sich bereit fühlt. Im Rahmen dessen bastelt sie Anhänger mit V für „Virgin“ und A für „Abstinence“, welche sie auf dem kommenden Schulfest verkaufen und die Erlöse an eine gemeinnützige Organisation spenden möchte. Ihr beste Freundin Cara möchte für diesen Anlass eine bekannte Nachwuchsband aus ihrer Stadt engagieren. So lernt Val Kyle Hamilton kennen. Dieser erfährt direkt von Vals Enthaltsamkeitsschwur. In Kyle weckt dieser das Bedürfnis, sie von ihren Überzeugungen abbringen zu wollen. Doch scheint er bei Val auf Granit zubeißen, so sehr er ihr auch zusetzt …

Charaktere:

So leid es mir auch tut, aber Val war mir einfach vom ersten Kapitel an unsympathisch. Allein die Tatsache, dass sie vor ihrem festen Freund zunächst geheim gehalten hat, dass sie bis zur Ehe warten möchte und dann sauer war, dass er es nicht cool findet, hat mich wirklich sauer gemacht. Versteht mich nicht falsch, ich finde die Grundidee des Buchs gut und vor allem wichtig. Niemanden sollte sich gezwungen fühlen Sex zu haben, bevor er sich bereit dafür fühlt, aber auf der anderen Seite finde ich auch nicht, dass jemand verurteilt werden sollte, weil er Sex haben möchte. Und genau das hat mir in dem Buch bzw. in Vals Verhalten vollkommen gefehlt. Für mich ist das Buch sehr, sehr rückschrittlich von seinen Aussagen her. Ja, nicht jeder muss mit 17 oder gar früher Sex haben. Wenn man für sich entscheidet, das man bis zur Ehe warten möchte (auch, wenn ich Vals Gründe jetzt nicht so schlüssig fand), auch in Ordnung. Aber dann auf der anderen Seite jungen Lesern vermitteln, dass es falsch sei Sex haben zu wollen? Finde ich fragwürdig. Ich hätte es besser gefunden, hätte das Buch deutlich gemacht, das Warten okay ist, ABER wenn man nicht warten möchte, dass man sich über Verhütung informieren sollte, man mit anderen darüber sprechen kann etc. Meiner Meinung nach könnte das Buch dafür sorgen, dass junge Leser sich unter Umständen schämen Sex haben zu wollen und das sollte doch wirklich nicht der Konsens sein, den man im 20. Jahrhundert vermittelt.

Ich bin ein bisschen vom Thema abgekommen, aber für mich hängt das alles mit Val als Charakter zusammen, denn sie war die, die diese Botschaft, meiner Meinung nach, so rübergebracht hat. Während ihre eigenen Freunde da teilweise doch ein bisschen andere Ansichten hatten und von Val eigentlich kein Gehör erhalten haben. Oder wenn, stark kritisiert wurden für ihre Meinung.

Zu Kyle, nachdem was ich zu dem Buch vorher gehört hatte, hatte ich ihn mir schlimmer vorgestellt. Ja, ich fand es etwas albern, dass er Val von ihrer Überzeugung ‚abbringen‘ wollte. Aber im Endeffekt, wollte er es ja nicht einfach so, sondern er hatte wirkliches Interesse an ihr und für ihn war Sex nichts Schlechtes. Er hat sie auch nicht direkt bedrängt, er war einfach ein bisschen nervig. Nicht, dass ich das für gut empfinde. Ein nein sollte immer ein nein sein. Ich will nur sagen, im Vergleich, zu dem, was ich erwartet habe, war er eigentlich ganz in Ordnung. Im letzten Drittel hat man ihn auch nochmal deutlich besser kennengelernt. Wiederum empfand ich seinen ‚change of heart‘ nach dem Zeitsprung, am Ende des Buchs, eher fragwürdig.

Ansonsten ist zu Cara noch zu sagen, dass ich sie leider auch irgendwie anstrengend fand. Ich fand gut, dass sie eine andere Ansicht als Val hatte und diese auch irgendwann offen ausgesprochen hat. Aber dennoch war es sehr überspitzt und überdramatisiert. Ich hätte mir da eher eine ernste, sachliche Aussprache gewünscht. Cara war mir auch ein bisschen zu Jungs-fixiert. Sie hat dieses Klischee von „lässt die beste Freundin sitzen, nachdem sie einen Freund hat“, sehr krass bedient.

Schreibstil/Spannungsbogen:
Der Schreibstil an sich war in Ordnung. Vor allem im hinteren Teil, als es weniger um das ganze Thema Jungfräulichkeit und Abstinenz ging, habe ich die Geschichte eigentlich ganz gerne verfolgt und sogar überlegt, ob ich nicht sogar noch den zweiten Band lesen/hören möchte. Aber der Großteil des Buchs hat mich durch den Umgang mit dieser Thematik und der Message, die es herübergebracht hat, wirklich, wirklich sauer gemacht. Deswegen kann ich auch nicht viel zum Spannungsbogen sagen. Es war für mich teilweise eine Qual, weil ich mich so viel aufgeregt habe. Ich wollte es aber nicht abbrechen, da mir wichtig war eine Rezension zu dem Buch zu schreiben und das hätte sich für mich falsch angefühlt, hätte ich es nicht bis zum Schluss gelesen/gehört.

Fazit:

Ich kann dieses Buch leider nicht empfehlen. Ja, es hat eine wirklich wichtige und gute Grundidee, aber meiner Meinung nach, hat die Autorin es eher fragwürdig umgesetzt. Ich finde es teilweise bedenklich was für Überzeugungen die Autorin jungen Leserinnen mitgibt. Es war für mich rückständig und sehr unaufgeschlossen. Kelly Oram ist vor allem für ihr Buch „Cinder & Ella“ bekannt. Ich habe es bisher nicht gelesen, aber es soll gut sein. Also, wenn ihr etwas von ihr lesen wollt, dann lest lieber das. Solltet ihr unbedingt „V is for Virgin“ lesen wollen und, wenn auch nur, um selbst zu sehen, ob die kritischen Meinungen gerechtfertigt sind, okay. Aber bitte geht ein bisschen kritisch dabei heran. Es ist vollkommen okay, wenn euch das Buch besser gefällt als mir und einigen anderen, ich gebe auch zu, dass es an einigen Stellen recht unterhaltsam war, aber wie gesagt: Bleibt bitte kritisch und hinterfragt die Dinge, die dort angesprochen werden.