Rezension

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Die verschwindende Hälfte - Brit Bennett

Die verschwindende Hälfte
von Brit Bennett

Bewertet mit 5 Sternen

Als ich gesehen habe, dass Brit Bennetts viel gelobter Roman „Die verschwindende Hälfte“ bereits in Deutschland erscheint, habe ich mich sehr gefreut und die Veröffentlichung mit Spannung erwartet. 

Der Roman beginnt Ende der 60er Jahre und umfasst eine Zeitspanne bis Mitte der 80er Jahre. Trotzdem ist er thematisch brandaktuell, was erschütternd ist. Noch immer wird unser Leben von Normen bestimmt, die keinen Sinn ergeben. Warum gilt weiß als einzig richtige Hautfarbe?

Rasse spielt in „Die verschwindende Hälfte“ eine zentrale Rolle. Die Geschichte beginnt in Mallard, einem kleinen Ort, in dem die Einwohner um den hellsten Teint wetteifern und versuchen, ihre schwarzen Wurzeln zu vergessen. 

Die Zwillinge Desiree und Stella fühlen sich eingeengt und von der Perspektivlosigkeit erschlagen. Bei Nacht und Nebel machen sie sich auf den Weg nach New Orleans um ein besseres Leben zu beginnen. 

Stella scheint es tatsächlich zu gelingen, ihr Leben um 360 Grad zu wenden, der Preis ist ihre Seele, ist dies nicht zu viel?

Desiree heiratet einen Schwarzen und die Hautfarbe ihres Kindes ist alles, was die Einwohner von Mallard hassen. 

Während die erste Hälfte des Romans den Fokus hauptsächlich auf Desiree und ihre Tochter Jude legt, erfahren wir im zweiten Teil mehr über Stella. 

Es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mit dem Roman warm geworden bin, da ich zu Beginn den Eindruck hatte, dass die Geschichte von einer dritten, beobachtenden Person erzählt wird und ich deswegen nicht richtig dabei bin. Dies hat sich allerdings nach einigen Kapiteln geändert und plötzlich war ich gefesselt und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 

„Die verschwindende Hälfte“ beschreibt die Suche nach Identität. Es handelt von vielen verschiedenen Charakteren, die glücklich sein und ihren Platz im Leben finden möchten und dabei an der Gesellschaft scheitern. Neben der Rassenthematik geht es auch um Transsexualität. Brit Bennett beschreibt sehr einfühlsam und bewegend das Gefühlschaos ihrer Protagonisten. Insbesondere mit Jude und Reese habe ich sehr mitgefiebert. 

Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch und wurde nicht enttäuscht. „Die verschwindende Hälfte“ ist ein toller Roman, der einen Platz auf meiner Liste der Jahreshighlights sicher hat.