Rezension

Wichtiges Buch, spannend, leider kleine Logikfehler

Der Patriot - Pascal Engman

Der Patriot
von Pascal Engman

Bewertet mit 4 Sternen

Stockholm kann überall sein - oder: wir sind alle Schweden...

Pascal Engman beschreibt in seinem Debütroman, wie es einer rechtsextremen Gruppe gelingen kann, mitten in Stockholm einen Bombenanschlag zu verüben.

Anhand von vier Handlungssträngen (August, Carl, Ibrahim, Madeleine) führt er spannungsvoll zum Ereignis hin (und darüber hinaus). Wir Leser stutzen anfangs und fragen uns, was diese vier unterschiedlichen Menschen wohl „verbinden“ mag (ich hatte zwar bald eine Theorie – aber leider war sie so etwas von irrelevant, soviel zu meinem kriminalistischen Instinkt…). Ich lese sehr gern Bücher mit verschiedenen Handlungssträngen, erfahre dadurch mehr von den einzelnen Personen, ihre Ideen und Beweggründe.

Aus Sorge vor (versehentlichen) Spoilern werde ich hier auf die eigentlichen Geschehnisse nicht eingehen, aber mich näher mit der Figur von Carl beschäftigen: „Es hatte etwas Verlockendes, sich auszumalen, wie sein Leben in Biografien oder TV-Dokumentationen dargestellt werden würde.“ (S. 35). Carl hat den Plan, Schweden vor „Überfremdung“ zu retten. Sein erster Schritt ist es, Journalisten zu töten, die in seinen Augen Schweden und das schwedische Volk „verraten“ und denen als Machtinstrument die „Lügenpresse“ zur Verfügung steht. Er kämpft gegen alles „unschwedische“ aus „Liebe zu seinem Land und zu seinem Volk, zu der Nation, die seine Vorväter geschaffen hatten“ (S.43). Er ist sich dabei sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter ihm steht...

Pascal Engman hat sich offensichtlich sehr mit dem rechtsextremistischen Gedankengut auseinandergesetzt – kein Wunder: er war Journalist und hat sich nach massiven rechtspopulistischen Drohungen aus den Journalistenmilieu zurückgezogen (hinterer Klappentext).

Es war für mich teilweise sehr schwere und harte „Kost“, die rassistischen Denkweisen zu lesen, dennoch fand ich die Auseinandersetzung damit ausgesprochen wichtig, denn ich bin mir sicher: hier hat der (zum Glück fiktive) Bombenanschlag in Stockhalm stattgefunden, aber theoretisch hätte die Bombe in jeder europäischen Stadt / Land explodieren können!

Der Thriller, den der Autor um seine (wohl berechtigte) Sorge vor Rechtspopulismus geschrieben hat, ist spannend zu lesen: ich habe teilweise mitgefiebert, war über einige Wendungen entsetzt, über andere angeekelt (in einem Strang finden - m.E. -definitiv zu viele „unnütze“ Morde statt), manchmal auch so überrascht, dass ich vorsichtshalber einige Seiten zurückgeblättert habe, ob ich wirklich alles richtig verstanden habe...

Leider gab es für mich am Schluss einige Logikfehler, ich hatte den Eindruck von „losen Enden“, die vielleicht in einem längeren Epilog hätten geklärt werden können!

Aber nichtsdestotrotz: ein spannender Thriller mit einem sehr ernsten Hintergrund, ich wurde häufig zum Nachdenken angeregt (auch z.B. wie wir uns in bestimmten Situationen wohl verhalten würden) – also: mit kleinen Einschränkungen eine Leseempfehlung!